Aarhus SS 2019 (MSc)

xNo longer available: Aarhus, Sommersemester 2019 (Master)

Vor dem Aufenthalt

Die Bewerbung und Registrierung in Heidelberg und Aarhus liefen vollkommen problemlos ab. Ich wurde stets an alle folgenden Schritte und Fristen per E-Mail erinnert, sodass ich jederzeit auf dem aktuellen Stand war. Es gab einen Info-Abend der Uni Heidelberg für alle Länder und Fachrichtungen, in der eine Mappe ausgeteilt wurde mit allen Formularen und Checklisten für einen erfolgreichen Aufenthalt. Diese Mappe war während des Semesters mein ständiger Begleiter und vereinfachte die Organisation enorm. Darüber hinaus informierte ich mich über landestypische Dinge wie Preise, Wechselkurs, das politische System und demographische Kennzahlen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo ich lande. Auch buchte ich über die Sprach-App „Babbel“ (4€/ Monat) vorab dänisch. Es sprechen in Dänemark zwar alle super englisch, aber auf dem Markt oder im Café freuen sich dänische Einheimische sehr, wenn man sich zumindest etwas an ihrer Sprache versucht.

Durch die Bewerbung für das Housing wurde ich einfach und gut durchgeleitet. Leider sind jedoch viele Studierendenwohnheime weit außerhalb, es herrschen strikte Regeln (Keine Übernachtungsgäste, Putzkontrolle) und nicht alle Zimmer sind günstig. Nachdem ich das Kleingedruckte für mein Housingangebot durchgelesen hatte, habe ich es abgelehnt. Man bekommt jedoch nur ein einziges Angebot, wenn man das ablehnt, ist man auf sich selbst gestellt. Eine tolle WG fand ich dann über eine Facebook-Gruppe (in alle Aarhus- und Uni- und Internationals-Gruppen einzutreten ist sehr sinnvoll, denn die Dänen nutzen facebook noch viel viel stärker als wir). Ich zahlte am Ende weniger als ich es für das Studierendenwohnheim getan hätte, obwohl ich dicht an der Uni wohnte und ein sehr hübsches Zimmer hatte. Außerdem empfand ich es als großen Gewinn, außerhalb der Uni Kontakte zu haben, die einem noch einmal eine andere Perspektive auf die Stadt geben können.

Viele internationale Studierende versuchen, ein Fahrrad zu kaufen und es am Ende des Aufenthalts wieder zu verkaufen. Auch gibt es unterschiedliche Leihmodelle für die Zeit eines Semesters. Das kann sehr teuer sein. Ich reiste mit der Bahn nach Aarhus (bei rechtzeitiger Buchung gibt es tolle Sparangebote), weshalb ich mein eigenes Fahrrad mitnehmen konnte (Ein Fahrradticket international kostet 10€). So hatte ich weniger Aufwand und musste nicht so viel zahlen, wie Kommiliton*innen. Das Fahrrad ist das beste Verkehrsmittel in Aarhus, die Fahrradwege sind enorm gut aufbereitet.

Oft ist die Rede von Auslandskrankenversicherungen im Erasmus. In Dänemark wird man allerdings ins Sozialversicherungssystem aufgenommen, sobald man sich irgendwo gemeldet hat. Dieses Ummelden wird einem stark ans Herz gelegt (anders kann man beispielsweise keine Monatskarte für den ÖV kaufen) und wird im Rahmen der Einführungswoche zusammen mit allen anderen internationalen Studierenden direkt auf dem Campus erledigt. Eine zusätzliche Versicherung ist also nicht nötig.

Leider gab es für mich keine Auswahl an Kursen. Ich musste die zwei belegen, die in englischer Sprache auf Master-Niveau angeboten wurden. Ich fragte nach, ob ich noch zusätzlich einen Bachelor-Kurs machen könne, was abgelehnt wurde. Später stellte sich heraus, dass in genau diesem Kurs auch andere Master-Studierende offiziell zugelassen wurden. Es lohnt sich hier also, ein bisschen kritischer nachzufragen, ob es nicht doch noch andere Möglichkeiten gibt, wenn es einen Kurs gibt, den man sehr gerne machen will. Die beiden mir angebotenen Kurse schienen jedoch ebenfalls vielversprechend.

Während des Aufenthalts

Nach einer gut organisierten Einführungswoche starteten die Seminare. Fast so wichtig wie die Vergabe der Referate war die Kuchenliste, denn in Seminaren ist es Brauch, dass jede Woche jemand Kuchen mitbringt. Es gibt also auch jede Woche Kuchen im Seminar. Meine beiden Kurse waren toll strukturiert und ich war beeindruckt von der Integration von studentischen Beiträgen und Wünschen in das Curriculum. Studierende werden in Dänemark etwas stärker in die Verantwortung genommen - das Lesepensum ist groß und oft wird lediglich darauf aufbauend in Kleingruppen diskutiert und Ergebnisse vorgestellt. Es ist also nicht möglich, im Unterricht still unterzugehen und es fällt ebenfalls schnell auf, wenn die Lektüre nicht vorbereitet wurde. Deshalb verbrachte ich viel Zeit in der Königlichen Bibliothek, die aber durch ihre bemerkenswerte Lernatmosphäre und das sehr leckere Mittagessen besticht. Außerdem stehen im Untergeschoss Massagestühle, Meditationsräume, Tischtennisplatten und Mikrowellen bereit. In Dänemark werden allgemein etwas schlechtere Noten vergeben als in Deutschland und das Notensystem geht von -3 bis 12 Punkte. Mit einer 9 kann man sehr zufrieden sein, hieß es in der Einführungswoche.

Die Lebenshaltungskosten in Dänemark sind höher als in Deutschland. Sparen kann man durch die App „Too good to go“, über die Lebensmittelüberschüsse von Supermärkten, Bäckereien und Restaurants für einen kleineren Beitrag gekauft werden können. Auch ist die Dichte an gut sortierten Second-Hand Märkten in der Innenstadt ist überwältigend. Ansonsten ist es rund um den Campus günstig, da es dort einige Cafeterien gibt und am Freitag natürlich die sagenumwobene Friday Bar, die nicht so plump ist, wie ich anfangs dachte. Die Fachschaft der Mediziner schmeißt übrigens die besten Partys.

Ich bemühte mich, in Referatsgruppen mit Dän*innen zusammenzukommen oder mich mit ihnen zum Mittagessen zu verabreden, um der Erasmus-Blase auch mal zu entkommen. Auch wenn ihnen nachgesagt wird, sehr kühl zu sein, habe ich dadurch schnell ein paar Kontakte gefunden, die Lust hatten, mir Frage und Antwort zu stehen oder auch interessiert an meinem Heimatland und dessen Eigenarten waren. Ich erwartete jedoch nicht zu viel, denn Einheimische haben in aller Regel bereits gute Kontakte vor Ort, weshalb es deutlich einfacher ist, mit internationalen Studierenden zusammen zu kommen. Ich trat außerdem dem international choir bei, wo ich noch weitere Kontakte außerhalb des Studiums ganz einfach und unkompliziert kennenlernte.

Kulturell vermisste ich in Aarhus nichts - das Theater zeigt manchmal auch Musicals, für die keine Dänischkenntnisse nötig sind und ist für Studierende recht günstig (ca 6€ im Vergleich zu 15€ für eine Kinokarte). Das Oest for Paradies ist ein tolles Programmkino. Auch gibt es tolle Museen, insbesondere das Moesgaard, das AROS und das Frauenmuseum. Durch Aarhus verläuft außerdem der Europäische Wanderweg E1, auf dem man durch schöne Buchenwälder und kilometerlang am Strand entlang gehen kann. Aarhus bietet außerdem sehr viele schöne Plätze, um zu verweilen. Das war ein Grund für mich, im Sommersemester dorthin zu gehen, um all diese Orte voll genießen zu können. Leider war das Frühjahr in diesem Jahr sehr kalt, weshalb es dann doch etwas dauerte, bis ich das erste Mal Abends am Stadthafen saß.

Fazit

Durch die sehr gute Erasmus-Koordination in Heidelberg und Aarhus ist dies eine entspannte Möglichkeit, eine Zeit lang in Dänemark zu leben. Sowohl die Studierendenatmosphäre als auch die tollen Dozierenden an der Aarhus Universiteit machten den Austausch für mich zu einem vollen Gewinn. Ich persönlich konnte neue Freude fürs Studieren schöpfen, sowie ein Thema für meine Abschlussarbeit finden. Das Leben in Dänemark ist darüber hinaus sehr hyggelig.