Aarhus SS 2020 (MSc)

xNo longer available: Aarhus, Sommersemester 2020 (Master)

Gleich zu Beginn – mein Auslandssemester fiel mitten in die Corona-Pandemie, meine Erfahrungen unterscheiden sich daher deutlich vom durchschnittlichen Aufenthalt in Aarhus.

Vorbereitung und Anreise

Die Vorbereitung für mein Auslandssemester in Aarhus war relativ unkompliziert und auch zeitlich überschaubar. Nach der Zusage durch die Uni Heidelberg musste ich mich im Bewerbungsportal der Uni Aarhus registrieren. Im Zuge dieser Bewerbung konnte ich auch gleich angeben, ob ich mich auch für einen Wohnheimplatz der Uni bewerben möchte. Da ich im Sommersemester in Aarhus war, wurde mir zugesichert, dass ich definitiv einen Platz erhalten werde (dies ist im Winter leider nicht der Fall). Ich konnte mich nicht für spezifische Wohnheime bewerben, sondern lediglich drei Favoriten an Zimmerarten angeben. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist habe ich auch unverzüglich die Zusage für ein Zimmer bekommen. Von der Uni erhält man genau ein Angebot, wenn man dieses ablehnt, muss man sich privat auf Zimmersuche begeben. Ich persönlich hatte großen Respekt vor der Wohnungssuche in Dänemark, weswegen ich u.a. das Angebot der Uni annahm. Andere Erasmusstudierende haben mir jedoch von ihren positiven Erfahrungen auf dem privaten Wohnungsmarkt erzählt – ich denke, hier muss man abwägen, wie viel Zeit und Energie man investieren möchte. Bereits im Oktober musste ich auch meine Kurse wählen. Im Gegensatz zu den vorherigen Semestern gab es für mich fünf englischsprachige Kurse zur Auswahl, die meist sowohl für Bachelor-als auch Masterstudierende ausgelegt waren. Als Masterstudierende musste ich nur zwei Kurse mit jeweils 15 ECTS-Punkten belegen. Ich persönlich empfand die Kursauswahl als angemessen und relativ vielfältig. Als Austauschstudierende bekam man auch eine(n) sogenannten Buddy zugewiesen. Das sind reguläre Psychologiestudierende in Aarhus, die als eine Art Mentor fungieren. Meine Buddy meldete sich ca. eine Woche vor meiner Abreise nach Aarhus per Mail bei mir. Sie holte dann im Vorfeld meinen Zimmerschlüssel im Wohnheimbüro für mich ab, sodass ich gleich an meinem Anreisetag in mein Zimmer konnte. Außerdem wartete sie auch am Bahnhof auf mich, was ich als wirklich nette Begrüßungsgeste empfand. Ansonsten hatte ich eigentlich kaum noch Kontakt zu ihr. Das Engagement der jeweiligen Buddies unterschied sich aber erheblich. Ich bin mit dem Zug nach Aarhus gereist. Ich hatte eine Verbindung gewählt, bei welcher ich nur einmal in Hamburg umsteigen musste. Von Hamburg aus fahren regelmäßig Züge direkt nach Aarhus. Ich hatte mein Ticket ziemlich früh gebucht und zahlte dann mit einer Sitzplatzreservierung knapp 55€. Natürlich war die Zugfahrt nach Aarhus lang, jedoch konnte ich so um einiges günstiger als mit dem Flugzeug reisen und auch mehr Gepäck mitnehmen.

Studium in Aarhus

Vor Beginn der regulären Seminare fanden die „Introduction Days“ statt, die für mich über fünf Tage gingen. Während dieser Tage bekam man nützliche Infos über das Studieren und Leben in Aarhus und hatte zudem die Möglichkeit, bereits die anderen Internationals kennenzulernen. Da ich nur zwei Seminare besuchen musste, hatte ich relativ wenig Uni. Meine Seminare waren an unterschiedlichen Tagen und dauerten jeweils drei Stunden. Ich hatte mich für die beiden Seminare „The Psychology of Good and Evil“ und „Narrative Idenity“ entschieden. Für beide Seminare musste ich wöchentlich als Vorbereitung zwischen einem und drei Texte lesen, ein bis zwei Präsentationen im Semester halten, regelmäßig kurze Reflexionen schreiben sowie ein paar zusätzliche Aufgaben, wie z.B. ein Interview durchführen (für Narrative Idenity), bearbeiten. Während der Seminare herrschte immer eine entspannte Atmosphäre, die Dozenten sprach man mit dem Vornamen an (allgemein wird wenig Wert auf Hierarchien gelegt) und der Hauptfokus der Seminare lag auf dem Austausch zwischen Studierenden und Dozenten. Ich empfand es als sehr positiv, dass in den Seminaren viel diskutiert wurde und es nicht primär darum ging, sich möglichst viel Wissen in kurzer Zeit anzueignen. Die Seminare wurden sowohl von dänischen als auch internationalen sowie Bachelor- als auch Masterstudierende besucht. Es war wirklich bereichernd, so viele unterschiedliche kulturelle Perspektiven kennenzulernen. Jedoch war das fachliche Niveau im Vergleich zu den Masterkursen in Heidelberg geringer. Die Präsenzlehre war leider nur von kurzer Dauer, denn bereits Mitte März verkündete die dänische Regierung einen Lockdown aufgrund des Coronaviruses. Bis zum Ende meines Semesters fanden alle Seminare nur noch als Online-Veranstaltungen via Zoom statt. Die Umstellung auf die Online-Lehre ging fast nahtlos von statten und auch die regelmäßigen Updates durch die Uni sowie durch die Erasmuskoordinatorin Jette müssen positiv hervorgehoben werden. Mein Narrative Idenity-Seminar fand zu gewohnter Zeit über Zoom statt, für mein anderes Seminar musste ich wöchentlich einen Wissenstest zur jeweiligen Literatur bearbeiten. Eine wöchentliche, ca. einstündige Diskussionsrunde über Zoom war freiwillig. Als Masterstudierende musste ich für das Erlangen meiner ECTS-Punkte in beiden Seminaren einen benoteten, ca. 12 Seiten langen Essay über ein frei gewähltes Thema passend zu den Kursinhalten schreiben. Gerade im Master stellt das aber kein Problem dar.

Wohnen und Freizeit in Aarhus

Ich habe zur Untermiete (meine Vermieterin war selbst im Ausland) im Wohnheim Børglum Kollegiet in Risskov gewohnt. Ich hatte wirklich wahnsinniges Glück mit meinem Wohnheim – Wald und Meer sind fußläufig erreichbar, mehrere Supermärkte sowie ein mittelgroßes Einkaufszentrum sind in unmittelbarer Nähe, die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel ist gut und mit dem Fahrrad braucht man ca. 10min zur Uni bzw. 15min in die Innenstadt (der Rückweg dauert aufgrund eines steilen Berges dann länger). Ich lebte mit insgesamt dreizehn weiteren Personen auf einem Stockwerk – das hört sich erstmal riesig an, jede(r) hatte jedoch ein eigenes Badezimmer und wir teilten uns nur die wirklich große Küche, was absolut problemlos war. Für mein Zimmer zahlte ich ungefähr 330€ pro Monat, was für Dänemark ziemlich günstig ist. Abgesehen von einer Mitbewohnerin, die ebenfalls als Austauschstudierende da war, waren alle anderen reguläre Studierende. Im Laufe des Semesters sind meine Mitbewohner zu meinen engsten Freunden in Aarhus geworden und ich habe fast ausschließlich Zeit mit ihnen verbracht (coronabedingt haben sehr viele Internationals ihren Auslandsaufenthalt abgebrochen). Aufgrund von Corona konnte ich leider weder Besuch bekommen noch in andere skandinavische Länder reisen. Mit meiner WG habe ich jedoch viele Ausflüge in Dänemark unternommen, sodass ich trotzdem viel unterwegs war. Ansonsten haben wir viel Zeit in unserer Küche und am Strand verbracht und wirklich das dänische „hygge“ ausgelebt. Gegen Ende meines Aufenthalts wurde das soziale Leben in Dänemark stufenweise wieder geöffnet, sodass ich dann noch Besuche in verschiedenen Museen, Cafés und Freizeitparks nachholen konnte. Vor dem Lockdown fanden selbstverständlich einige Erasmusparties statt. Allgemein ist das „Studenterhus“ immer eine gute Adresse für preiswertes Bier und Kaffee. Außerdem besuchte ich einen Sprachkurs, probierte Rugby aus und ging regelmäßig schwimmen. Eine Besonderheit in Aarhus sind die sogenannten „Fredagsbars“. Jede Fakultät veranstaltet dabei in ihrem jeweiligen Unigebäude eine Party, welche schon nachmittags losgehen und eine der wenigen Möglichkeiten darstellen, günstig in Aarhus zu feiern.

Fazit

Natürlich ist mein Auslandssemester komplett anders verlaufen, als ich es ursprünglich erwartet hatte. Ich bin trotzdem froh, dass ich mich dafür entschieden hatte, trotz Corona in Aarhus zu bleiben. Gerade im Frühling und Sommer ist Aarhus eine wunderschöne Stadt und die Nähe zum Meer sorgt natürlich für ein super Lebensgefühl. Ich habe in meinen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner wirklich enge Freunde gefunden und konnte das Wohnheimleben richtig auskosten. Ich würde einen Aufenthalt in Aarhus jederzeit weiterempfehlen.