Salamanca WS 2020/21 (BSc)

Salamanca, Wintersemester 2020/2021 (Bachelor)

Vorbereitung

Schon seit Beginn meines Studiums hatte ich den Wunsch, für ein Semester ins Ausland zu gehen! So entschied ich mich dafür, das siebte Semester mit Erasmus in Spanien zu verbringen. Da ich vor meinem Studium bereits Zeit im spanischsprachigen Ausland verbracht hatte, traute ich mir zu, auf Spanisch zu studieren und hatte auch große Lust, meine Sprachkenntnisse weiter zu vertiefen. Der Bewerbungsprozess verlief recht unkompliziert (eine Erasmus-Bewerbung stellt keinen so großen bürokratischen Aufwand dar, wie man vielleicht meinen könnte, also lasst euch davon auf keinen Fall abschrecken😊) und ich freute mich sehr, als ich dann auch die Zusage für meine Erstwahl Salamanca erhielt. Ich hatte Salamanca vor Madrid oder Valencia (die beiden anderen Möglichkeiten für Psychologie in Spanien) gewählt, da die Stadt eine überschaubare Größe, eine wunderschöne Architektur, eine der ältesten Unis Europas und ihrem Ruf nach ein sehr studentisches, feierfreundliches Ambiente besitzt.

Auch die Auswahl an Fächern sagte mir sehr zu, da Einiges angeboten wird, was man in Heidelberg eher seltener im Curriculum findet (z.B. Psychobiologie der Drogenabhängigkeit, Sexualitätspsychologie oder Gender-Gleichberechtigung).

Aufgrund der kurz nach meiner Bewerbung aufkommenden Corona-Pandemie rechnete ich schon fast mit einer Absage von Seiten der Universität, da diese jedoch ausblieb, hoffte ich weiter und konnte dann im September tatsächlich die Reise nach Salamanca antreten. Im Nachhinein kann ich nur betonen, wie froh ich bin, dass ich mich nicht aus Besorgnis über die Situation von dem Wagnis eines Auslandssemesters in dieser unsicheren Zeit habe abhalten lassen!

Unterkunft

Meine Wohnung (eine WG mit zwei Spanierinnen) fand ich bereits vor meiner Ankunft über die Internetseite www.pisocompartido.com. Nach einem Videoanruf mit der Vermieterin, die mir auf diese Weise auch gleich die Wohnung zeigte, hatte ich auch keine Bedenken, von Deutschland aus den Mietvertrag zu unterschreiben. Auch www.idealista.com oder Facebookgruppen sind gute Adressen für die Wohnungssuche. Ebenso ist es kein Problem, nach Salamanca zu kommen, ohne sich vorher eine Wohnung gesucht zu haben – vor Ort bieten sich viele Möglichkeiten für eine direkte Besichtigung, da der Wohnungsmarkt dort bei weitem nicht so knapp ist wie in Heidelberg.

Auch die Wohnungspreise sind im Vergleich zu Deutschland meist deutlich niedriger, wobei manche Wohnungen auch einem niedrigeren Standard entsprechen.

Was die Lage anbetrifft, entschied ich mich für eine Wohnung zwischen dem Zentrum der Altstadt und der Psychologischen Fakultät, welche etwas außerhalb liegt. Da ich jedoch aufgrund einer Mischung aus Online- und Präsenzveranstaltungen nicht jeden Tag in die Uni gehen musste, hätte ich im Nachhinein eher eine zentralere Wohnlage gewählt, jedoch ist Salamanca so überschaubar, dass alles zu Fuß problemlos zu erreichen ist.

Studium an der Universidad de Salamanca

Der Studienalltag in Spanien stellt sich etwas anders als aus Deutschland gewohnt dar. Das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden ist deutlich informeller und es wird mehr aktive Teilnahme während den Veranstaltungen und unter dem Semester gefordert. Dazu zählt beispielsweise die regelmäßige Abgabe von sogenannten Prácticas, welche den Vorlesungsstoff wie eine Art Übung ergänzen. All diese erlangten Teilnoten zählen am Ende in die Gesamtnote mit ein, deren Großteil aber meist eine abschließende Klausur ausmacht. Wie bereits erwähnt fanden die Vorlesungen aufgrund der Pandemie durch ein Rotationssystem abwechselnd im Präsenz- und im Onlineformat statt, wozu die Studierenden teilweise in mehrere Gruppen aufgeteilt wurden. Ich war mit dieser Lösung sehr zufrieden und froh darüber, dass ich überhaupt die Möglichkeit hatte, in echt zur Uni zu gehen. Jedoch war es trotzdem eher schwierig, mit den einheimischen KommilitonInnen in Kontakt zu kommen, da es außerhalb der Veranstaltungen nicht sehr einladend war, sich auf dem Campus (Cafeteria, Lernbereich) aufzuhalten.

Alltag und Freizeit

Aufgrund von Corona war alles etwas anders…

Grundsätzlich war es in Spanien, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, die meiste Zeit über möglich, Freizeitangebote zu nutzen und Freunde zu treffen. Die Restaurants, Bars und Cafés waren je nach Lage der Infektionszahlen bis 1:00 Uhr oder 22:00 Uhr geöffnet oder auch kurzzeitig geschlossen. So konnte man die spanische Küche und die Tapas-Kultur kennenlernen und in vollen Zügen genießen.

Es war problemlos möglich, viele verschiedene neue Leute kennenzulernen, sei es bei organisierten Erasmus-Events, Ausflügen, gemeinsamem Kochen oder gemütlichen Kneipenabenden. Durch die zweitweise Schließung der Gastronomie verbrachte man auch viel Zeit in anderen Erasmus-WGs oder draußen an der frischen Luft. Allerdings war dies ab Anfang November immer nur bis 22:00 Uhr möglich, da zu dieser Zeit in Spanien ein Alarmzustand ausgerufen wurde, der eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 22:00 und 6:00 Uhr mit sich brachte. In diesem Zuge durfte man teilweise das Stadtgebiet bzw. die Region Kastilien und León nur mit triftigem Grund (z.B. Rückkehr in die Heimat, Verwandtenbesuche) verlassen. Dennoch boten sich viele Gelegenheiten, um die gesamte Gegend an den Wochenenden zu erkunden (Tipps: Sierra de Béjar, Peña de Francia, La Alberca, Sierra de Gredos und Pozo de los Humos) und auch darüber hinaus wurden Brückentage oder die Weihnachtsferien für weitere Reisen durchs Land genutzt. Normalerweise ist die studentische Partyszene, nicht zuletzt auf Grund der vielen Erasmusstudierenden, sehr ausgeprägt. Von dieser Seite konnte ich Salamanca in diesem Semester leider nicht kennenlernen – die ein oder andere „Feier“ blieb trotzdem nicht aus.

Salamanca bietet vielerlei kulturelle Angebote wie Museumsbesuche, Stadtführungen, Spaziergänge durch das künstlerische Barrio del Oeste und die Besichtigung der prachtvollen Bauwerke wie z.B. der Kathedrale oder des Klosters San Esteban. Für Deutsche etwas gewöhnungsbedürftig ist die ca. von 14 bis 16 Uhr andauernde Siesta, während der die Straßen wie leergefegt sind und so gut wie alles geschlossen hat. In dieser Zeit finden in der Regel auch keine Univeranstaltungen statt.

Fazit

Trotz der Ausnahmesituation durch die Corona-Pandemie war mein Auslandsemester eine wundervolle Erfahrung, die ich niemals vergessen werde und immer wieder machen würde. Salamanca hat viel zu bieten, seien es die Kultur, die tolle Universität, die zentrale Lage in Spanien oder die ganzen internationalen Begegnungen. Dazu kommt, dass in Salamanca sehr reines Spanisch gesprochen wird, denn auch hierfür ist die Stadt bekannt. Falls ihr also gerade am Überlegen seid, ob ihr ein Auslandssemester in Salamanca machen möchtet, kann ich euch dies auf jeden Fall empfehlen!