Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Lissabon, Wintersemester 2017/2018 (Master)

Vorbereitung

Die Vorbereitungen für mein Auslandssemester an der Faculdade de Psicologia in Lissabon verliefen unkompliziert und einwandfrei. Ein Jahr zuvor hatte ich bereits einen ERASMUS- Aufenthalt in Madrid geplant und durchgeführt, weshalb ich mit den Formalien um das Learning Agreement etc. schon vertraut war. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass die Universidade de Lisboa Erasmus-Studierende sehr gut empfängt und alles Nötige tut, damit sich die gerade Angekommenen sofort wohl fühlen können. Die zuständige Person hilft mit Engagement und Flexibilität bei jeglichen Problemen z.B. bezüglich der Kurswahl oder des Learning Agreements. Um mein Portugiesisch noch mehr auszubauen, habe ich den September über einen 4-wöchigen Intensivkurs besucht. Dieser wird von der Faculdade de Letras kostengünstig für ERASMUS-Studierende angeboten (http://www.iclp.letras.ulisboa.pt/Paginas/Pt/erasmus.html). Im Vergleich zu dem semesterbegleitenden Sprachkurs habe ich im Intensivkurs bei Weitem mehr gelernt. Auch um schon mal Gleichgesinnte kennen zu lernen, war der Kurs im September eine gute Wahl.

Unterkunft

Bei der Unterkunft hatte ich das Glück, dass ich bereits über Bekannte ein Zimmer in Alfama beziehen konnte. Vor allem in Anjos haben viele andere ERASMUS-Studierende gewohnt und sich in dem Viertel auch sehr wohl gefühlt. Die gängigsten Portale für die Zimmersuche sind folgende: CasaSapo, imovirtual, idealista, OLX. Die Mietpreise sind in den letzten Jahren extrem gestiegen. Durch das rentable Vermieten über Airbnb und immer mehr ausländische Investoren sind die Mietpreise mittlerweile so hoch, dass es sich kaum noch Einheimische leisten können im Zentrum zu wohnen. Jeder der portugiesischen Studenten, die ich kennen lernte, hauste noch bei den Eltern - und dies meist weit außerhalb der Stadt.

Studium an der Faculdade de Psicologia

Die meisten Gebäude der Universidade de Lisboa befinden sich auf dem Campus "Cidade Universitária". Mit der gelben Metro-Linie gut zu erreichen, liegt der Campus unweit vom Zentrum. Jedes Institut verfügt über eine eigene Cafeteria, die Mittagsmenüs zu ganz unterschiedlichen Preisen anbietet. Über das vegetarische Angebot war ich sehr positiv überrascht. Fast überall wird auch ein vegetarisches Gericht angeboten. Zudem verfügt der Campus sogar über eine vegetarische Mensa: "Cantina Velha - Macrobiótica".

Zu Beginn habe ich schnell gemerkt, dass ich einen Kurs wechseln wollte. Der Wechsel lief schnell und reibungslos. Die Dozierenden waren bezüglich erster Sprachschwierigkeiten sehr verständnisvoll und würdigten umso mehr, dass man sich auf Portugiesisch bemühte und letztendlich auch große Fortschritte machte. Die Leistungsnachweise der Kurse, die ich belegte, erforderten eine Gruppenarbeit in Form einer Präsentation und schriftlichen Ausarbeitung und eine Klausur am Ende des Semesters. In den Gruppen machte ich ganz unterschiedliche Erfahrungen. Auf jeden Fall war es eine gute Möglichkeit, mit einheimischen Studierenden in Kontakt zu kommen, die ich sonst eher als etwas verschlossener wahr nahm. Wie gut ich dem Kursverlauf folgen konnte, hing stark vom Dozierenden ab, d.h. wie klar und deutlich er/sie sprach und wie der Kurs gestaltet war. Grundsätzlich sind die Kurse in Theorie- und Praxiseinheiten gegliedert.

Alltag und Freizeit

Lissabon ist eine traumhaft schöne Stadt. Im Fado-Viertel Alfama wohnend konnte ich nahezu alles zu Fuß erreichen. An jeder Ecke trifft man auf Padarias/Pastelerias, wo man zu sehr günstigen Preisen Kaffee trinken und die berühmten Pastéis de Nata essen kann. Bestellt man allerdings einen café, wird einem ein Espresso serviert. Café cheio ist ein gestreckter Espresso, pingo ein Espresso mit einem Klacks Milch und galão ist dem deutschen Milchkaffee ähnlich. Portugiesen haben eine ausgeprägte Esskultur. So ist es üblich, wenn man Essen geht, ein komplettes Menü zu verspeisen. Angefangen mit Brot, Butter und Oliven, mit einer Suppe und dem Hauptgericht folgend und abschließend ein Dessert und Kaffee. Der vinho verde ist eine Spezialität, der oftmals zum Essen begleitet wird.

Was die Stadt auszeichnet, sind die vielen Hügel und die dadurch zahlreichen Miradouros (Aussichtspunkte). Der Miradouro de Santa Catarina war einer meiner Lieblings-Aussichtspunkte, von wo man weit über den Fluss Tejo blicken kann und auf junge Menschen trifft, den Sonnenuntergang mit musikalischer Untermalung genießend. Durch die unmittelbare Nähe zum Meer kann man das Wochenende nutzen, um sehr viele traumhafte Strände zu besuchen.

Fazit

Alles in allem habe ich sehr bereichernde Erfahrungen während meines ERASMUS- Semesters in Lissabon gemacht. Die portugiesische Kultur zu erleben und als "Ausländer" Gast zu sein waren sehr interessant für mich. Das milde Klima und die Gastfreundlichkeit der Portugiesen habe ich als sehr angenehm wahrgenommen. Insgesamt rate ich jedem dazu, die Möglichkeit im Ausland zu studieren zu nutzen.