Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Limerick, Wintersemester 2011/2012 (Bachelor)

Vorwort

Dieser Bericht bezieht sich auf mein Auslandssemester an der University of Limerick (in diesem Bericht wie dort üblich als „UL” bezeichnet) im Wintersemester 2011/2012 im Fach Psychologie. Ich habe versucht, die wichtigsten Informationen und Erfahrungen zusammenzustellen, über die man vielleicht vor der Bewerbung/Abreise Bescheid wissen möchte. Allerdings fand ich, dass man auch gut zurechtkam, ohne einen Erfahrungsbericht gelesen zu haben. Also: Wer sich lieber überraschen lassen möchte, der kann gerne den Bericht an dieser Stelle wieder weglegen und wird garantiert trotzdem gut über die Runden kommen.

Vor dem Auslandssemester

Bewerbung und Organisatorisches

Am Anfang des Auslandssemesters steht natürlich die Bewerbung. Im Grunde ist diese nicht weiter kompliziert, sobald man die nötigen Informationen eingeholt hat. Welche Unterlagen benötigt werden, erfährt man am besten beim Fachkoordinator. Natürlich sollte man sich über die Bewerbungsfrist informieren und dabei nicht vergessen, dass die Plätze fürs Sommersemester meist zur selben Zeit vergeben werden wie die zum Wintersemester, d.h. die Bewerbung fürs SoSe erfolgt mehr als ein Jahr vor dem Aufenthalt! Auch sollte man sich rechtzeitig informieren, ob Gutachten und Sprachzertifikate benötigt werden, sodass man diese noch vor der Frist erlangen kann. Ansonsten gehört zur Bewerbung meist noch ein Lebenslauf und Motivationsschreiben – viele Beispiele für diese findet man wie immer im Internet. Vor bzw. während der Bewerbung sollte man sich in jedem Fall ausreichend über die Fächer der Gastuniversität informieren und herausfinden, ob diese zum Studienplan in der Heimat-Universität passen (zumindest wenn man das Auslandssemester anerkannt haben möchte) und den eigenen Interessen entsprechen. Im Fall von Psychologie muss man beachten, dass Psychologische Institut von UL winzig ist und somit keine große Vielfalt an genuin psychologischen Kursen angeboten wird. Als Psychologie-Student in Limerick sollte man sich darauf einstellen, auch Kurse aus anderen Fachbereichen zu belegen – wobei sich auch dann nicht allzu viel aus dem klinisch/therapeutischen Bereich finden lässt.

Sonstige Vorbereitung

Sobald man vom Institut bzw. dem Fachkoordinator Bescheid bekommen hat, dass die Bewerbung erfolgreich war, gibt es noch einiges vorzubereiten. Auf die vorbehaltliche Zustimmung des Akademischen Auslandsamtes braucht man damit nicht warten, da diese eine reine Formalität ist.

Kurswahl

Informationen zu den angebotenen Kursen findet man u.a. auf der Website der University of Limerick. Da diese nicht immer vollständig und aktuell ist, sollte man sich lieber auf das Modul-Handbuch verlassen, welches UL nach der erfolgreichen Bewerbung versendet. Grundsätzlich interessiert es das UL-Auslandsamt wenig, welche Kurse man wählt: Es müssen lediglich zwischen 3 und 5 an der Zahl sein. Aus welchen Fachbereichen und Studienjahren man die Kurse zusammenstellt, ist UL vollkommen egal – nur zu den Kursen im Master hat man als Bachelorstudent keinen Zugang, da diese kostenpflichtig sind. Bezüglich der Kurswahl muss man also lediglich die Wünsche der Heimatuniversität beachten… und natürlich die eigenen Interessen. Je besser man sich vor der Ankunft informiert, desto schneller hat man am Semesteranfang die richtigen Kurse belegt. Da jedoch das aktuelle Vorlesungsverzeichnis von UL und insbesondere die Stundenpläne erst kurz vor Semesteranfang bekannt werden, sollte man trotzdem damit rechnen, vor Ort nochmals umzuplanen (s. 2.3.4).

Wohnung

Offensichtlich braucht man für die Zeit in Limerick eine Wohnung bzw. ein Zimmer. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Universität verfügt über einige Wohnheimanlagen (www.campuslife.ul.ie), welche sich direkt auf dem Campus befinden und generell gut instandgehalten und schön angelegt sind. Viele ausländische Studenten entscheiden sich, in einer WG in einem solchen Wohnheim zu leben. Die entsprechenden Unterlagen werden einem frühzeitig von UL zugesandt; auf diesen kann man Vorlieben für ein Wohnheim, WG-Größe, etc. angeben. Entscheidet man sich hierfür, sind die Wege kurz, sozialer Anschluss garantiert und die Seriosität des Vermieters gewährleistet. Allerdings ist das Leben im Campus-Wohnheim eine der teuersten Alternativen. Außer den Wohnheimen auf dem Campus gibt es noch solche in privater Trägerschaft, die meist ebenfalls in Uni-Nähe liegen. Diese unterscheiden sich sowohl in den Kosten als auch in der Ausstattung. Eine regelrechte Hochburg von ausländischen Studenten findet sich in Brookfield Hall (www.brookfieldhall.com), aber auch andere Wohnheime wie z.B. Parkview Hall (www.parkviewhall.com) sind beliebt.

Letztlich gibt es noch die Möglichkeit, sich auf dem privaten Markt ein Zimmer bzw. eine Wohnung zur WG-Gründung zu suchen. Auch hier gibt es sehr verschiedene Angebote. UL bietet Informationen und Ratschläge für die private Wohnungssuche an. In den unweigerlich entstehenden facebook- Gruppen „Erasmus Limerick Semester XX“ findet man zudem weitere Informationen und potenzielle Mitbewohner.

Sonstiges

Nicht vergessen sollte man, sich regenfeste Kleidung zuzulegen – die braucht man in Irland! Auch an einen Adapter passend zu den irischen Steckdosen sollte man denken (kann man aber notfalls auch vor Ort kaufen). Nicht zuletzt sollte man beim Packen beachten, dass in Klausuren nur Wörterbücher in Buchform und keine elektronischen zugelassen werden (wenn überhaupt). Ob man selber ein Kabel zum Verbinden mit dem Internet mitbringen muss, ist noch etwas, was man vorm Packen herausfinden sollte.

Anreise

Die meisten ausländischen Studenten reisen per Flugzeug nach Irland an – sinnigerweise, da es sich ja um eine Insel handelt. Um nach Limerick zu gelangen, sind Flüge nach Shannon (dem nächstgelegenen Flughafen) oder nach Dublin (dem größten Flughafen) empfehlenswert. Von beiden Flughäfen aus bietet Bus Eireann (www.buseireann.ie) eine Verbindung zum Busbahnhof Limerick an. Kavanagh & Sons bietet zudem eine Busverbindung vom Dubliner Airport direkt vor die Tore von UL (http://www.jjkavanagh.ie/). Auch vom Limericker Stadtzentrum nach UL zu gelangen, ist nicht allzu umständlich; es gibt - zumindest tagsüber - eine regelmäßige direkte Busverbindung und natürlich Taxis. Diejenigen ausländischen Studenten, die sehr an ihren Autos hängen (und vom Linksfahren nicht abgeschreckt werden), reisen mitunter mit dem Auto an und setzen unterwegs erst mit der Fähre nach England und dann mit einer weiteren Fähre nach Irland über. Obwohl der öffentliche Nahverkehr in Irland nicht großartig ist, kann man jedoch auch ganz gut ohne eigenes Auto zurechtkommen.

Während des Auslandssemesters

Irland

Über Irland lassen sich sicherlich genug Informationen im Internet und in Büchern finden, also werde ich mich hierzu kurz fassen. Meiner Meinung nach ist Irland absolut einen Besuch wert, es ist sehr schön, bietet viele interessante Sehenswürdigkeiten, ist sicher und die meisten Leute sind ziemlich nett. Außerdem ist es so klein (auch wenn die Iren behaupten, es sei groß), dass man ohne allzu aufwändige Reisen viel vom Land sehen kann.

Sprache

In Irland wird fast ausschließlich Englisch gesprochen – denn auch wenn alle Iren in der Schule Gälisch lernen, kann es kaum einer flüssig sprechen. Dass das Englisch in Irland nochmal anders ist als britisches/amerikanisches Englisch, überrascht wahrscheinlich niemanden. Größtenteils zeigt sich das an kleineren Aspekten der Aussprache (z.B. sprechen Iren das „th“ oft einfach als „t“). Meiner Meinung nach ist das irische Englisch trotzdem nicht schwer zu verstehen.

Limerick

Allgemeines

Limerick liegt im Südwesten der irischen Republik am Fluss Shannon. Es ist keine besonders große Stadt und auch kein Ort, der viele Irland-Touristen anzieht. Trotzdem hat Limerick viele sehr schöne Stellen (darunter auch den Uni-Campus) und bietet auch sonst so ziemlich alles, was man für ein zufriedenes Studentenleben braucht. Zudem ist es gut an das Busnetz angeschlossen, sodass man problemlos in andere Gegenden reisen kann. Weitere Fakten über Limerick hält zweifellos das Internet bereit.

Sicherheit/Kriminalität in Limerick

Über Limerick hört man oft, dass es auch Stab-City („Abstech-Stadt“) genannt werde, weil die Kriminalitätsrate dort so hoch sei. Meine irischen Kommilitonen haben mir versichert, dass dies zumindest für einige Stadtteile zutreffe und dass man diese stets meiden solle – und dass man bei Dunkelheit noch nicht einmal alleine über den Campus gehen solle. Ich persönlich habe jedoch keine Erfahrungen gemacht, die diesem düsteren Bild entsprochen hätten. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass Limerick sich in seiner Gefährlichkeit kaum von anderen irischen oder deutschen Städten derselben Größe unterscheidet. Meiner Meinung nach muss sich niemand wegen der „Stab-City“-Sache von einem Aufenthalt in Limerick abbringen lassen – aber natürlich sollte man dort (wie auch überall sonst) trotzdem ein gesundes Maß an Vorsicht an den Tag legen.

University of Limerick

Allgemeines

UL ist eine der größeren Unis Irlands und auch eine der populärsten. Meistens schneidet UL in Rankings ziemlich gut ab, vor allem in puncto Studentenzufriedenheit. Außerdem haben internationale Partnerschaften und vor allem das ERASMUS-Programm eine lange Tradition; in der Tat bekommt UL jedes Semester Hunderte neuer Austausch-Studenten. Dementsprechend kann man sich auf eine erfahrene und gute Betreuung freuen! UL verfügt über einen hervorragend ausgestatteten Campus, welcher ziemlich groß und schön ist. Die gesamten Uni-Gebäude und alle Wohnheime in Uni-Trägerschaft befinden sich auf diesem einen Campus. Somit sind die Wege sehr kurz und alles ist leicht auffindbar und erreichbar. Doch nicht nur akademische Gebäude befinden sich auf dem Campus, sondern auch alles, was Studierende sonst so gebrauchen könnten: ein paar kleine Supermärkte, Cafés und Mensen; ausgedehnte Sportanlagen einschließlich Hallenbad; die Bücherei; ein Fahrrad- und ein Buchladen; eine Bank; die zwei Bars der Uni, und noch vieles mehr. Und für den Fall der Fälle gibt es auf dem Campus auch gleich noch medizinische, psychologische und religiöse Beratungszentren.

Akademisches

Angeboten wird eine große Bandbreite an Fächern und Kursen, welche für jeden ERASMUS- Studierenden zugänglich sind. Der Bachelor wird in Limerick in vier Jahren absolviert, wobei das dritte kein „akademisches“ Jahr ist sondern zumeist ein Auslands- und ein Praxissemester. ERASMUS-Studierende dürfen ihre Kurse aus allen Studienjahren zusammensuchen. Nur die Kurse aus dem Master sind meist nicht zugänglich für Bachelor-Studenten, da diese (auch für Iren) kostenpflichtig sind.

Typischerweise sieht ein Kurs drei Stunden Anwesenheit pro Woche vor, was manchmal kontrolliert wird und häufig nicht. Generell sind die Kurse kleiner und persönlicher, als man es von deutschen Unis kennt, und überschreiten meist nicht Zahlen von 50 Studierenden. In fast jedem Kurs befinden sich mehrere Austauschstudenten und dementsprechend sind die Dozenten schon gut daran gewöhnt. Das akademische Niveau der Kurse hängt natürlich im wesentlichen davon ab, welchem Studienjahr und Fachbereich sie entstammen. Generell finden ERASMUS-Studierende es nicht allzu schwer, in den Kursen mitzukommen, und stehen in dem Ruf, darin meist besser abzuschneiden als die irischen Studenten (in der Tat zeigen sich auch deutliche Unterschiede in der Arbeitseinstellung). Gute Sprachkenntnisse sind natürlich sehr förderlich, denn in den meisten Kursen gilt es viel Pflichtlektüre zu lesen sowie Referate und Essays anzufertigen.

Am Ende des Semesters stehen die Klausuren an, welche alle innerhalb von zwei Wochen stattfinden. In den meisten Fällen zählt die Klausur 40%-60% der jeweiligen Gesamtnote. Die Klausuren sehen die schriftliche Beantwortung von Fragen im Essay-Format an. Multiple-Choice oder nur-wenige- Worte-Antworten kommen fast nie vor. Vor Beginn der Klausuren ist die „Reading Week“, in welcher keine Vorlesungen mehr stattfinden und die Studenten auf die Klausuren lernen (oder das zumindest tun sollten). Ist man nur das Wintersemester an UL, sollte man versuchen, alle Klausuren zu bestehen, denn die Nachschreibe-Klausuren des Wintersemesters sind wie die des Sommersemesters erst im darauffolgenden August (wenn man schon längst wieder zu Hause ist…).

Sozialleben und Freizeit

Die Gefahr, an UL zu vereinsamen, ist doch eher gering. Von der Universität werden zahlreiche Freizeit-Veranstaltungen angeboten und subventioniert – in Form der sogenannten Clubs und Societies. Es gibt Gruppen für so ziemlich jede Sportart (die sog. Clubs) und UL bietet hierfür hervorragende Anlagen und stellt meist auch das notwendige Zubehör: Zum Campus gehören unzählige Sportfelder und –hallen, ein 50m Schwimmbad, ein Fitnessstudio, ein Bootshaus, eine Kletterwand und vieles mehr. Doch auch für weniger sportlich orientierte Personen gibt es unzählige Gruppen (die sog. Societies): Fotografie, Literatur, Schach, Chor, Poker – um nur einige zu nennen. Einen Blick auf das Angebot werfen kann man unter http://ulwolves.ie/. Die Gruppen sind kostenlos bis auf eine Aufnahmegebühr von 2-5€ und werden alle an einem Nachmittag am Semesteranfang vorgestellt.

Eine Gruppe, der man unbedingt betreten sollte, ist die International Society. In dieser befinden sich fast alle ausländischen Studierenden sowie etliche Iren. Diese Society organisiert zahlreiche Partys, internationale Kochgruppen und vor allem viele Ausflüge quer durch Irland. Diese sind besonders günstig, da sie von UL bezuschusst werden, und machen natürlich ziemlich viel Spaß. Auch ohne irgendwelchen Gruppen beizutreten kann man Nutzen aus den hervorragenden Anlagen ziehen und hier auch alle möglichen Leute (wieder)treffen, besonders natürlich in den Uni-eigenen Bars. Und nicht zuletzt gibt es noch zahlreiche interessante und von der Uni aktiv geförderte Arten, sich ehrenamtlich zu engagieren.

In die Stadt kommt man über eine regelmäßige Busverbindung in etwa 15 Minuten und auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad sind die ca. 5km gut zu bewältigen. Die Stadt Limerick bietet die üblichen Museen, Läden, Restaurants, Bars, Parks etc., sodass einem auch außerhalb des Campus nicht langweilig werden muss. Vom Busbahnhof aus kommt man außerdem mit Bus Eireann in alle anderen größeren irischen Städte (und auch in so manches abgelegene Dorf).

Der Start

Aller Anfang ist schwer, heißt es. Im Falle des Starts an UL trifft das nicht wirklich zu, denn eigentlich ist alles so organisiert, dass man sich schnell und problemlos zurechtfinden kann. Die ersten beiden Tage sind „Orientation“, während der man zusammen mit den anderen ausländischen Studenten den Campus gezeigt und alles erklärt bekommt. Zudem werden vielerlei Dinge angeboten, um den Start zu erleichtern – mal ein kostenloses Abendessen, eine gratis Busrundfahrt durch die Stadt, Partys und Veranstaltungen speziell für neue Studierende, etc.

In der nächsten Woche beginnen die Vorlesungen, und diese sowie die nächste Woche hat man noch Zeit, sich Kurse anzusehen und sich zu entscheiden, welche man denn belegen möchte. Erst danach muss man eine verbindliche Kurswahl treffen, und selbst diese kann man noch bis zur fünften Vorlesungswoche ändern. Diese beiden Wochen zu nutzen, ist ratsam und meist notwendig. Egal wie sorgfältig man sich zuvor informiert hat – meist werden irgendwelche Kurse überlappen, sich bei näherer Betrachtung als zu leicht/schwierig herausstellen, etc.

Nach dem Auslandssemester

Wieder mal Organisatorisches

Nach dem Auslandssemester gilt es wieder, einige Formulare einzureichen und Papierkram zu bewältigen, aber darin sollte man ja bereits Übung haben. Der DAAD verlangt eine an exakt dem letzten Tag unterschriebene End-Bescheinigung; außerdem sollte man nicht vergessen, den ERASMUS-Bericht und den Fragebogen einzureichen. Etwa 2 Monate nach den Klausuren erhält man sein Transcript per Post, meist sind die Noten aber schon zuvor online zugänglich.

Fazit

Tja, beim Fazit kann ich mich kurz fassen: Ich fand’s super in Limerick!