Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Salamanca, Wintersemester 2017/2018 (Bachelor)

Vorbereitung

Vor dem Auslandssemester muss man natürlich mehrere Unterlagen einreichen, unterschreiben usw.. Dabei wird einem aber immer genau gesagt, was man bei wem einreichen soll. Dadurch kann man eigentlich nichts falsch machen und der Aufwand hält sich in Grenzen. Zu diesen Dingen gehört auch das Learning Agreement. Eigentlich soll man es bereits vor der Abreise nach Spanien fertig haben, aber spätestens bei der Einschreibung an der Universidad de Salamanca sollte man es bereit haben. Im Nachhinein kann man aber trotzdem noch problemlos Änderungen an den gewählten Kursen vornehmen. In der ersten Woche am Psychologischen Institut ist der Stundenplan etwas anders als im Rest des Jahres. Dadurch bietet es sich an, sich mehrere Veranstaltungen anzusehen, wenn man sich bei der Kurswahl noch nicht sicher ist.

Anreise

Die Anreise ist am einfachsten, wenn man nach Madrid fliegt und mit Avanzabus weiter nach Salamanca fährt. Das Busticket sollte man vorher über das Internet kaufen, damit man mit Sicherheit einen Platz im Bus hat.

Wohnung

Ich hatte mir vor dem Auslandssemester natürlich einige Erfahrungsberichte durchgelesen und daraufhin entschieden, dass ich mir erst vor Ort eine Wohnung suchen werde. Erst hat mich das ein bisschen nervös gemacht, aber dafür gab es wirklich keinen Grund. Im Endeffekt habe ich mir 2 Tage lang ungefähr 8 Wohnungen angeguckt und hatte danach die freie Auswahl. Wenn man also zeitig in Salamanca ankommt, sollte die Wohnungssuche keine Probleme bereiten. Die Preise beginnen bei ungefähr 180€ und variieren je nach Wohnung und Lage. 180€ ist dabei aber wirklich eher die Untergrenze. Ich selbst habe in einer 10 Minuten vom Plaza Mayor entfernten WG ungefähr 250€ inklusive aller Kosten gezahlt. Dieser Preis war recht fair, auch im Vergleich mit anderen Wohnungen. Da die Psychologische Fakultät im Norden liegt, man aber den größten Teil seiner Zeit im Zentrum der Stadt verbringt, bietet sich eine Wohnung im nördlichen Teil des Zentrums an, zum Beispiel in der Nähe des Puerta Zamora.

Man kann auf Aushänge achten, bei Facebook schauen oder auf Internetseiten zur Wohnungssuche suchen. Ich kann idealista.es empfehlen. Diese Seite ist vergleichbar mit WG-Gesucht. Man sollte sich jedoch nicht darüber wundern, dass man meistens nur Kontakt mit dem Vermieter hat. Nur bei wenigen Wohnungen lernt man vorher die Mitbewohner kennen. Ich habe mit Spaniern zusammengewohnt um mehr Spanisch zu sprechen. Wir haben uns ganz gut verstanden, aber auch nicht so viel gemacht. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass das Zusammenleben in Erasmus- WGs noch entspannter und lustiger ist, aber das wird wahrscheinlich von WG zu WG variieren.

Bank

Ich selbst hatte sowieso ein Konto bei der Deutschen Bank, die auch eine Filiale in Salamanca hat. Dort kann man als Kunde also auch umsonst abheben. Ansonsten ist es natürlich ratsam, eine Kreditkarte zu haben. Diese braucht man vor allem für Reisen (Fahrten, Hostel etc).

Sprachkurs

Ich hatte zur Auffrischung vor meinem Aufenthalt einen Sprachkurs am Sprachlabor der Universität Heidelberg gemacht. Diesen Kurs kann ich sehr empfehlen. Dadurch habe ich mich bei der Ankunft in Spanien ein wenig sicherer gefühlt. In Salamanca selbst gibt es einige Sprachschulen, doch die sind oft nicht so günstig. Deswegen sollte man sich vorher ein wenig schlau machen. An der Uni wird ein 3-wöchiger Sprachkurs für 160€ angeboten. Am Anfang wird ein Test zur groben Einschätzung des Sprachniveaus gemacht und man gibt seine Präferenzen für die Uhrzeit des Kurses an. Solange es mit dem Stundenplan vereinbar ist, würde ich empfehlen, den Sprachkurs abends zu machen. Zu dieser Zeit werden mehr Kurse angeboten und somit ist es auch mehr nach dem Sprachniveau aufgeteilt. Ich selbst war mit diesem Kurs sehr zufrieden, aber andere, die zu anderen Uhrzeiten (zum Beispiel mittags) Kurse hatten, waren weniger zufrieden, weil in diesen Kursen alle Niveaus von A1 bis C1 vertreten waren.

Außerdem habe ich gehört, dass es semesterlange Kurse gibt, die recht preiswert sind. Ich habe wegen des hohen zeitlichen Aufwands keinen dieser Kurse belegt und kann daher leider nicht sagen, wie gut sie sind. Ich kann mich leider nicht mehr an den genauen Namen des Anbieters erinnern. Wenn man aber einen derartigen Kurs besuchen möchte, sollte das nicht schwer in Erfahrung zu bringen sein.

Uni

Die Ansprüche variieren je nach Professor und Kurs. Bei manchen empfand ich das qualitative Niveau als niedriger als in Deutschland und bei anderen Kursen war das Niveau definitiv vergleichbar mit Kursen in Deutschland. In Bezug auf den zeitlichen Aufwand lässt sich jedoch generell sagen, dass der Aufwand in Spanien höher ist.

Die Kurse setzen sich zusammen aus teoría und prácticas/seminarios. Die Theoriestunden sind vergleichbar mit Vorlesungen. In den Seminaren ist man in kleinere Gruppen (Klassengröße) eingeteilt und es besteht Anwesenheitspflicht. Meistens bearbeitet man verschiedene Aufgabeneinheiten (z.B. Fallanalyse) in Gruppen, bespricht sie in der Klasse und lädt anschließend seine Ergebnisse in studium (das Äquivalent zu moodle) hoch. Dies fließt auch in die Benotung mit ein. Teilweise werden in den Seminaren auch Referate vorgestellt. Meistens waren diese Aufgaben gut machbar, hatten jedoch je nach Fach einen gewissen zeitlichen Aufwand.

In den meisten Fächern wird am Ende des Semesters eine Klausur geschrieben. Diese Klausur besteht entweder aus multiple-choice oder offenen Fragen. Ich würde sagen, dass die Schwierigkeit der Klausuren im Durchschnitt ähnlich ist wie in Deutschland. Manche Klausuren waren schwieriger als andere, aber eigentlich auch machbar.

Insgesamt haben mir die Kurse in Spanien gefallen. Auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass sich manche zeitaufwendige Aufgaben nicht komplett lohnen, habe ich viel dazu gelernt. Vor allem der hohe praktische Anteil am Studium in Spanien gefiel mir, da ich vorher in Deutschland fast nur Vorlesungen besucht hatte.

Leben

Salamanca ist eine wirklich schöne, lebensfrohe Stadt. Sie ist ähnlich groß wie Heidelberg und auch sehr studentisch. Alles ist zu Fuß zu erreichen. Man trifft sich schnell mal spontan auf einen Kaffee, setzt sich an den Fluss oder geht Tapas essen. Das Leben ist wirklich günstig und selbst direkt auf dem Plaza Mayor sind die Preise sehr studentenfreundlich. Es gibt viele kleine schnuckelige Cafés, in denen man frühstücken kann oder die auch sehr leckeren Kuchen haben. In vielen Cafés kann man sich auch gut zum lernen hinsetzen.

Trotz der überschaubaren Größe hat die Stadt durch die vielen Studenten auch ein Nachtleben zu bieten. Sehr nah am Plaza Mayor gibt es einige kleine Clubs und Bars, in der auch viele Erasmusstudenten sind. Dort wird viel Reggeaton gespielt. Ansonsten gibt es über das Zentrum verteilt und besonders in der Gran Vía einige Alternativen, wo auch andere Musik gespielt wird. Hier gehen auch noch mehr Spanier hin. Zum Beispiel lohnt es sich, mal Mittwochs zu dem Live-Musik-Abend in der Centenera auf der Gran Vía zu gehen. Ansonsten kann ich auch das Paniagua empfehlen, um in den Abend zu starten. Es ist immer gut besucht, die Getränke sind sehr günstig und es gehen sowohl Spanier als auch Erasmusstudenten hin. Generell trifft man immer viele Leute, die man kennt. Das ist wohl einer der Vorteile an der eher überschaubaren Größe der Stadt.

Reisen

Da Salamanca mitten in Spanien ist, lässt sich viel von dort aus erkunden. ESN bietet viele verschiedene Fahrten an. Manchmal sind das Tagesausflüge, oft sind es aber auch Wochenendfahrten. Ich selbst bin dabei nicht mitgefahren, aber gerade am Anfang kann es gut zum Leute kennenlernen sein.

Wenn man wie ich mit Freunden selbst eine Fahrt organisiert, bietet es sich an, ein Auto zu mieten. Dies ist teilweise wirklich sehr preiswert. Ansonsten kann man auch wirklich gut mit blablacar reisen, oder auch mit Avanzabus oder Alsa. Es gibt auch die Möglichkeit, am Plaza Mayor mithilfe des Studentenausweises oder der ESNcard eine Karte zu erlangen, mit der man Rabatt bei Avanzabus bekommt.

Was die Reiseziele angeht, gibt es sozusagen alles was das Herz begehrt. Madrid ist zum Beispiel recht nah, aber auch Porto lohnt sich. Ansonsten kann man auch gut in die Natur in einen der umliegenden Nationalparks oder generell den Norden oder Süden Spaniens erkunden.

Fazit

Salamanca ist eine wirklich wunderschöne und lebendige Stadt. Ich bin wirklich froh, dass ich meine Erasmussemester ausgerechnet dort verbracht habe, weil man sich direkt wohl fühlt. Die Straßen sind abgesehen von der Siesta immer gefüllt. Diese Lebensfreude steckt einfach an. Ich bin dankbar für diese tolle Erfahrung und würde es jedem weiterempfehlen!