Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Madrid, Sommersemester 2013 (Bachelor)

Bewerbung

Ich habe mich ein Jahr vor besagtem ERASMUS-Aufenthalt fachfremd beim Institut für Psychologie beworben. Zum Glück wollten oder konnten im Sommersemester nicht sehr viele Psychologiestudenten ein Erasmussemester in Spanien machen und so bekam ich einen Platz an der Universidad Autónoma de Madrid. Ein Sprachzeugnis musste ich nicht vorweisen, allerdings hatte ich bereits drei Jahre Spanisch in der Schule gelernt und belegte seit einem Jahr den Spanischkurs im ZSL in Heidelberg, was ich bei meinem Motivationsschreiben angab.

Zimmer

Ich habe mich bereit sehr früh über das Internet bzgl. Zimmerangebote in WGs umgeschaut und mir für meine erste Woche in Madrid gleich einige Wohnungsbesichtigungen vereinbart. Üblich und notwendig ist dies allerdings nicht. Es genügt auch einfach vor Ort sich über www.idealista.com oder www.easypiso.com Zimmer auszusuchen und in ein paar Tagen sich diese anzuschauen. Die Spanier sind bei der Wohnungssuche bzw. Vermietung sehr spontan. Am besten einfach anrufen (Emails dauern viel zu lange) und einen Termin ausmachen, bereits nach drei Stunden kann das Zimmer dir gehören. Einen Mietvertrag gibt es so gut wie nie – alles wird mündlich abgemacht. Manchmal muss man eine „fianza“ (Kaution) von einer Monatsmiete zahlen, die man dann gegen Ende der Mietzeit zurückbekommt. Aufpassen sollte man mit den „gastos“ (Nebenkosten) – sind diese mitinbegriffen oder müssen diese extra bezahlt werden? Falls letzteres zutrifft immer um die Belege bitten! Bei mir kam es leider zuletzt zu unschönen Auseinandersetzungen. Des Weiteren sollte man sich seiner Wohnlage sehr bewusst sein. Die Autónoma zum Beispiel liegt außerhalb von Madrid. Man gelangt dort am einfachsten per RENFE (www.renfe.com/viajeros/cercanias/madrid/index.html) mit der Linie C4 oder mit dem Bus vom Plaza de Castilla. Aus diesem Grund ist es ratsam sich eine Wohnung in Nähe der RENFE-Stationen zu suchen z.B. (von Süd nach Nord aufgelistet): Atocha, Sol, Nuevos Ministerios, Chamartin, Fuencarral. Grundsätzlich sind die Wohnungen im Süden günstiger als im Zentrum oder im Norden.

Universität / Kurse

Bereits im Wintersemester habe ich in Kooperation mit der ORI (Oficina Relaciones Internacionales) meinen Stundenplan erstellt. Da ich fachfremd ohne Vorwissen im SS nun Psychologie studieren sollte, war meine Auswahl sehr beschränkt. Prinzipiell gilt, dass fast alle Kurse zweifach angeboten werden – zum einen vormittags und zum anderen nachmittags. Unterschieden werden diese anhand der Gruppennummer - Veranstaltungstitel und Dozent sind gleich. Alles Organisatorische wird über die neuangelegte Uni-Email-Adresse erledigt. Die Dozenten laden ihre Unterlagen meist auf moodle hoch (Achtung, alle ERASMUS- Studenten erhalten erst nach Immatrikulation, im SS erst ein Monat nach Studienbeginn, einen Zugangsschlüssel für moodle, vorher müssen alle Dokumente etc. von anderen Kommilitonen eingeholt werden – einfach nachfragen, die meisten sind so nett und schicken die Infos per Mail weiter). Direkt nach der Ankunft sollte man sich baldmöglichst zur Uni begeben, um sich dort anzumelden. Das offizielle Büro hierfür befindet sich auf dem Plaza Mayor (aus der RENFE-Station raus, dann immer geradeaus und dann sieht man ihn auf der rechten Seite). Hier erhält man gleichzeitig alle wichtigen Infos für die Einführung in Madrid und der Universität: Zugangsschlüssel für das Internet, Email-Account, moodle, Immatrikulation, … Die Kurse an der UAM waren zu Beginn sehr anstrengend und es war schwer dem Universitäts-Alltag folgen zu können, die Sprache der Professoren und die Beiträge der Studenten erschienen mir super schnell und manchmal undeutlich, ich hatte das Gefühl nur ein Bruchteil zu verstehen, aber bereits nach den ersten Wochen gewöhnt man sich daran und es wird immer leichter. In Spanien wird an der Uni viel mehr wöchentliche Leistungsnachweise erwartet, als ich es von Deutschland gewohnt war. Zusätzlich zur Klausur und der wöchentlich zu lesenden Literatur müssen regelmäßig Papers erstellt werden, die meist in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen gemeinschaftlich verfasst werden.

Sprache

Sofern man bereits Vorkenntnisse in Spanisch besitzt, gewöhnt man sich relativ schnell an die Sprache und versteht viel. Das castellano in Madrid ist recht einfach zu verstehen, Probleme bereiten eher zu schnellredende Jugendliche oder Kommilitonen, was sich allerdings mit jedem Monat verbessert.

Kultur

Das schönste an Spanien und den Spaniern ist ihre Ausgehkultur. Die Straßen sind fast immer von Jung und Alt gefüllt, es wird geschlemmert und getrascht, von einer Tapasbar zur nächsten gegangen oder in einem der Parks getroffen, um die Sonne zu genießen.

Fazit

Ein ERASMUS-Semester zu machen und das auch noch in Madrid ist eine wunderbare Möglichkeit, die man auf jeden Fall nutzen sollte. Madrid bietet sich vor allem so gut an, weil die Menschen castellano sprechen und keinen Dialekt, was sich besonders für Sprachanfänger besser eignet. Noch dazu ist Madrid eine Hauptstadt, die sehr zentral in Spanien gelegen ist und man von hier aus sehr bequem, kurzfristig und vor allem kostengünstig das ganze Land mit dem Bus bereisen kann. Hostels können ebenfalls sehr preiswert und spontan über das Internet gebucht werden. Da mir das Reisen sehr wichtig ist und ich all meine Ferien, verlängerte Wochenenden und das Ende des Semesters dafür genutzt habe, kam mir Madrid sehr gelegen. Mein Spanisch habe ich überwiegend aufgrund des Unialltags, dem Sprachkurs und meinen Kommilitonen wesentlich verbessern können.