Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Madrid, Wintersemester 2016/2017 (Bachelor)

Vorbereitung

Im ersten Master-Semester frisch in Heidelberg angekommen habe ich mich für einen ERASMUS-Platz beworben und war mir sicher, dass ich nach Spanien möchte. Als Voraussetzung wurde von Seiten der Universidad Autónoma de Madrid (UAM) ein B2- Sprachniveau empfohlen. In den Jahren zuvor gab es diesbezüglich jedoch keine Forderung eines schriftlichen Sprachnachweises. Dies wurde nun geändert, d.h. ab sofort muss ein Nachweis erbracht werden. Da ich noch kein B2-Level nachweisen konnte und die Gastuniversität ihre Empfehlung als Forderung expliziter machte, kam es deshalb während der Planung zu mehreren Änderungen des Learning Agreements. Wichtig zu beachten ist das rechtzeitige Anmelden der Kurse. Angeblich dürfen nicht mehr als 10 Prozent der Kursteilnehmer Austauschstudierende sein, weshalb es bei beliebten Fächern durchaus zu Engpässen kommen kann. Um mein Spanisch noch mehr auszubauen, habe ich den August über einen 4-wöchigen Intensivkurs in Valencia besucht. Das Centre d’Idiomes der Universitat de València bietet verhältnismäßig kostengünstige Intensivkurse an (http:// www.centreidiomes.es/cursos-de-espanol/intensivos-de-verano).

Unterkunft

Da die meisten Anzeigen kurzfristig eingestellt werden und Besichtigungstermine sofort statt finden, wurde mir empfohlen, vor Ort zu suchen. Anfang September bin ich in Madrid angekommen und habe die erste Woche über Airbnb ein Zimmer bewohnt. Bis ich jedoch endgültig etwas hatte, vergingen drei Wochen. Möchte man zentral, günstig und am liebsten noch mit Einheimischen wohnen, kann es seine Zeit dauern. Die meisten spanischen Studenten wohnen aus Kostengründen noch bei ihren Eltern und solche, die es nicht mehr tun, wohnen - auch aus Kostengründen - tendenziell mehr außerhalb. Oftmals war es zudem ein Nachteil, eine Bleibe für nur ein halbes Jahr zu suchen, da Mitbewohner für einen längeren Zeitraum bevorzugt wurden. Ich habe in La Latina, einem sehr typischen Viertel im Zentrum, mit einem spanischen Künstler und Kolumbianer gewohnt. Bei der Zimmersuche hatte ich mit idealista (https://www.idealista.com/alquiler-habitacion/madrid-madrid/) neben anderen Suchmaschinen (z.B. https://www.pisocompartido.com/habitaciones-madrid) am meisten Erfolg.

Studium an der UAM

Die Universidad Autónoma ist eine große Campus-Universität nördlich von Madrids Zentrum. Von der renfe-Station (Cantoblanco Universidad) sind es noch 15 Minuten zu Fuß bis man die Facultad de Psicología erreicht. Die Willkommens-Veranstaltung für Austauschstudierende war ein sehr nettes und kulinarisches Angebot, mit anderen in Kontakt zu kommen, bevor das Semester begann. Zu Anfang war ich unzufrieden mit meinen Veranstaltungen, da ich in drei von den vier gewünschten Kursen keinen Platz bekam. Begründet wurde dies mit der Regelung, dass nicht mehr als 10 Prozent Austauschstudierende zugelassen werden dürften. Obwohl sich die Dozierenden kulant zeigten, wäre es offiziell nicht möglich gewesen. Schlussendlich konnte nach vorgelegter Begründung eine Ausnahme gemacht werden. Dies zog sich jedoch mehrere Wochen in das Semester hinein. Bei der Kurswahl ist es zudem ratsam auf die geforderten Leistungsnachweise zu achten. Referate oder Hausarbeiten bieten eventuell mehr Freiräume, was die Bewertungskriterien anbelangt, und sind daher womöglich als ERASMUS-Studierender vorteilhafter gegenüber Klausuren. Ein semesterbegleitender Sprachkurs ist sehr zu empfehlen. Neben einem besseren Sprachverständnis fand ich vor allem die kulturellen Einblicke durch die Lehrerin sehr bereichernd. Jedes Institut hat seine eigene kleine Mensa, zudem gibt es noch eine Hauptmensa am Plaza Mayor. Vormittags kann man hier gut frühstücken: pan con tomate, zumo de naranja, café. Zu Mittag bietet jede Mensa ein Mittagsmenü mit 2-Gängen und Nachtisch an. Leider ist die vegetarische Küche hier noch nicht sehr verbreitet.

Alltag und Freizeit

Im Zentrum wohnend hatte ich zwar einen langen Anfahrtsweg zum Campus (ca. eine Stunde von Tür zu Tür), dafür waren die kurzen Wege am Abend und Wochenende umso besser. Madrid ist eine sehr lebendige Stadt. Die Ausgehkultur ist ausgeprägt und so gibt es eine große Vielfalt an Abendprogramm. Café Berlin mit Live-Musik war ein beliebter Ort zum Weggehen. Das Sportangebot der UAM ist günstig und vielseitig; letztendlich habe ich mich wegen der Entfernung dagegen entschieden und stattdessen ein Angebot von Yoga, Tanz und Fitness im El Horno (http://www.centroelhorno.com) wahrgenommen. In Madrid gibt es zahlreiche Second-Hand-Läden, in denen man sich günstig einkleiden kann und nachhaltiger handelt. Humana gibt es 21 Mal in der spanischen Hauptstadt. Die Umgebung Madrids bietet viele Möglichkeiten für Wochenendausflüge. Neben Segovia und Toledo kann man wunderbar nördlich der Stadt im Parque Nacional de la Sierra de Guadarrama wandern gehen. La Pedriza ist eine beeindruckende Granitformation, die sogar mit dem öffentlichen Busverkehr gut zu erreichen ist. So zentral wie Madrid liegt, lassen sich auch hervorragend andere Orte auf der Iberischen Halbinsel bereisen. Mit Bus (https:// www.alsa.es) ist es meist günstiger als mit Bahn (http://www.renfe.com).

Fazit

Alles in allem habe ich sehr bereichernde Erfahrungen während meines ERASMUS- Semesters in Madrid gemacht. Die spanische Kultur zu erleben und als „Ausländer“ Gast zu sein waren sehr interessant für mich. Auch der Rhythmus der späteren Mahlzeiten kam mir entgegen. Als Berlinerin erschreckte mich die Größe Madrids nicht, doch habe ich die Menschenmassen um Sol und Gran Vía nicht immer als angenehm wahrgenommen. Hier wurde mir auch mein Geldbeutel entwendet, als ich in der Metro meinen Rucksack vergaß abzusetzen. Insgesamt rate ich jedem dazu, die Möglichkeit im Ausland zu studieren zu nutzen. Madrid ist neben seiner Schöne eine hervorragende Stadt, um Castellano zu lernen, die Geschichte und Kultur Spaniens kennen zu lernen, und nicht zuletzt, um seinen Vitamin- D-Haushalt aufzutanken.