Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Madrid, Wintersemester 2016/2017 (Master)

Ankommen und Wohnungssuche in Madrid

Ich selbst bin erst 5 Tage vor Uni- und Praktikumsbeginn in Madrid angekommen. Wenn ihr vorher schon Zeit habt, würde ich euch empfehlen ruhig schon etwas früher anzureisen, da die Wohnungssuche schon einige Wochen dauern kann. Bei mir lief das dann alles parallel zu Uni und Praktikum, was aber auch in Ordnung war, da ich ein wirklich tolles und sehr zentrales Hostel „Las Musas“ gefunden habe. Die Inhaber und Mitarbeiter sind total sympathisch, man bekommt als Erasmusstudent sogar einen Rabatt und ich habe für die 3 Wochen Hostel auch nicht mehr bezahlt wie für 3 Wochen Miete. Außerdem habe ich im Hostel meine zukünftige Mitbewohnerin getroffen, da wir uns dann gemeinsam auf die Suche begeben haben. Für die Wohnungssuche insgesamt empfehle ich euch die Website idealista, darüber habe ich auch meine WG im sehr lebendigen und zentralen Chueca gefunden. Lasst euch nicht entmutigen, man muss meist schon mehrere Besichtigungen machen, bis etwas Passendes dabei ist, aber ich würde sagen das Warten lohnt sich auf jeden Fall. Vor Anreise etwas zu mieten, das man vorher nicht live gesehen hat, würde ich ehrlich gesagt nicht machen, da einige bei ihrer Ankunft böse Überraschungen erlebt haben, Bilder können leider auch täuschen, deshalb lieber etwas Zeit investieren und vor Ort suchen. Ich habe in einer total netten WG mit 5 Mädels (2 Italienerinnen, einer Französin und einer anderen Deutschen) zusammengewohnt und wir haben es echt geschafft meistens nur spanisch miteinander zu sprechen. Als Wohnviertel würde ich Sol, Chueca, Lavapiés, Malasaña und La Latina empfehlen, die alle wirklich schöne Ecken haben und sehr zentral sind.

Transport

Ich bin in Madrid fast nur Bahn gefahren und gelaufen und habe ab und zu für Ausflüge BlaBlacar als Mitfahrgelegenheit genutzt. Der RENFE fährt ca. alle 20 min von der Station Sol zur UAM (ohne Umsteigen) und braucht ca. 40 min, aber im Zug konnte man auch immer noch gut was für die Uni arbeiten, also mich hat das nicht gestört. Als Student kann man sich an den Verkaufsstellen (zB. in Sol) eine tarjeta de transporte público holen. Auf diese kann man monatlich 20€ aufladen und Bahn und RENFE dann in einem sehr breiten Einzugsgebiet nutzen.

Studium und Praktikum in Madrid

Man sollte sich definitiv nicht von den Formalitäten, die am Anfang alle für die Uni eingereicht und erledigt werden müssen abschrecken lassen. Wenn man erst einmal dort ist, sind alle sehr freundlich und hilfsbereit. Da ich Psychologie studiere, hatte ich viel mit deren oficna de relaciones internacionales zu tun, von denen ich bei Fragen und Anliegen immer unterstützt wurde. Auch Kursänderungen im Nachhinein waren dort zB. kein Problem, allerdings sollte man schon selbst hinterher sein und sich an Fristen und Abgabetermine etc. halten. Da ich 2 Tage die Woche ein semesterbegleitendes Praktikum bei Ashoka (einer Stiftung im Social-Entrepreneurshipbereich) gemacht habe, habe ich nur 3, dafür aber sehr umfangreiche Kurse und einen Spanischkurs belegt. Das Niveau in den Kursen habe ich insgesamt als niedriger als in Deutschland empfunden. Die Kurse waren zwar viel aufwändiger, da man neben dem normalen Unterricht noch viele Gruppenarbeiten, Übungen und Hausaufgaben hatte, die Klausuren fand ich aber am Ende sehr gut machbar. Was für mich am Anfang schwer war, war die Sprache. Die Professoren hatten dafür aber alle Verständnis und nach 2-3 Wochen hat das schon deutlich besser, nach 1,5 Monaten fast problemlos geklappt. Die anderen Studenten waren super nett und auch interessiert an dem was man als Erasmusstudent machte und daran wo man herkam. Wichtig ist aber auch von selber auf die Leute zuzugehen (keine Scheue, wenn das Spanisch auch nicht perfekt ist, das nimmt einem keiner übel), dann ist das Eis in der Regel ganz schnell gebrochen. Meine Praktikumsstelle habe ich mir im Voraus von Deutschland aus gesucht. Das Ashoka Büro lag in der Innenstadt von Madrid. Ich hatte ja im Bezug auf die Uni die anfänglichen Sprachschwierigkeiten schon angesprochen und muss zugeben, dass diese im Praktikum zu Beginn noch schwerwiegender waren, da meine Kollegen sehr schnell und eben in ihrem Slang gesprochen haben. Am ersten Tag war ich echt überfordert und dachte, dass die Sprache ein echtes Problem werden könnte, aber auch hier wurde ich vom Gegenteil überzeugt, deshalb sollte man sich nicht entmutigen lassen. Ich habe immer ganz viel nachgefragt und schon nach den ersten Wochen riesige Fortschritte gemacht. Im Bezug auf beides (Uni und Praktikum) empfiehlt es sich auf jeden Fall einen Sprachkurs an der Uni zu machen, darüber hinaus kann man parallel den Online-Kurs von Erasmus absolvieren und eben fleißig für sich selbst Vokabeln etc. lernen und sollte sich vor allem ganz viel mit Spaniern unterhalten, so habe ich am meisten und auch am schnellsten gelernt.

Leben und Freizeit in Madrid

Das Leben in Madrid kann ich ganz leicht mit einem Wort beschreiben. WUNDERSCHÖN! Mit hat es wirklich unglaublich gut gefallen, da die Stadt sehr lebendig ist und es auch nach 6 Monaten dort immer noch neue schöne Ecken zu entdecken gibt. Schöne Plätze sind definitiv der Parque de Retiro , dort sollte man auf jeden Fall auch den Palacio de Cristal anschauen, oder kann sich spontan einer der Gruppen anschließen, die sich dort regelmäßig zum gemeinsamen joggen oder zum Yoga treffen. Ebenfalls einer meiner Lieblingsorte ist der Mercado de San Miguel, dort kann man mit spanischen Spezialitäten und einem Glas Wein toll mit Freunden kulinarisch aufregende Abende verbringen. Einige Male habe ich mir auch spanische Filme im Kino direkt neben dem Teatro Calderón angesehen, oder habe eines der vielen Improvisationstheater in Malasaña besucht. Malasaña und La Latina sind super geeignet, wenn man auch das spanische Nachtleben und nicht nur die großen internationalen Clubs kennenlernen will. Meine Lieblingsbar in La Latina heißt zB. Que Barbaridad. Zum Kaffeetrinken und auch arbeiten ist La bicicleta nahe Chueca toll geeignet und im Ojala in Malasaña kann man sowohl toll frühstücken, als auch abends Cocktails trinken. Zum Abend- und Tapas essen kann ich die Taberna el Sur in Lavapiés oder das Lateral nahe Sol empfehlen. und Citylife und ESN organisieren auch sehr viele Aktivitäten und Ausflüge, die ich manchmal mitgemacht habe und auch nett fand, allerdings trifft man da leider wenig Spanier. Die besten Freundschaften habe ich mit Spaniern geschlossen, die ich während meiner Anfangszeit im Hostel kennengelernt habe (da auch viele Spanier ab und an in die Hauptstadt reisen). Daraus haben sich auch einige schöne Kurztrips zB. nach Toledo, San Sebastian, Bilbao, Barcelona (für Reisen innerhalb Spaniens empfiehlt sich das Busunternehmen ALSA) oder Lissabon und Marokko ergeben. (Von Madrid aus sind die Flüge dorthin günstig).

Fazit

Mir hat mein Auslandssemester in Madrid einfach wunderbar gefallen. Mein Spanisch hat sich in kurzer Zeit unheimlich schnell verbessert, die Uni und das Praktikum waren machbar und haben Spaß gemacht, auch wenn es über die Vorlesungen hinaus mehr zu tun gab als wir es von der deutschen Uni gewohnt sind. Ich liebe Madrid als Stadt, weil sie so lebendig ist und man immer neues entdeckt. Außerdem habe ich während der Zeit dort ein paar viele sehr nette Menschen kennengelernt (ich mag die Mentalität der Spanier sehr) und auch gute Freundschaften geschlossen. Ich kann also nur jedem empfehlen sich auf das Abenteuer Madrid einzulassen.