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Verfügen 1- bis 2-jährige Kinder schon über eine Theory of Mind?

Titel

Verfügen 1- bis 2-jährige Kinder schon über eine Theory of Mind?

AutorInnen

Weißenhorn, L., Vollmer, F., Geßner, C.

Abstract

Hintergrund: Ein Teilbereich der Theory of Mind (ToM) besteht darin, dass Verhalten anderer mit deren Wissensstand erklären. Laut Ruffman (1996) nehmen Kinder an, dass Handelnde bei Unwissenheit automatisch einen Fehler begehen („ignorance leads to mistakes“); sie verwechseln Unwissenheit mit falschen Überzeugungen. Als Teil der internationalen Many Lab Studie „Many Babies 2“ wurde untersucht, ob Kinder erwarten, dass ein unwissender Akteur einen Entscheidungsfehler begeht. Methode: In einem querschnittlichen experimentellen Gruppen-Design schauten 16 Kleinkinder im Alter zwischen 19 und 27 Monaten ein Video, in dem ein Akteur einen anderen Akteur sucht, der sich an einem von zwei möglichen Orten versteckt. Der suchende Akteur kennt nur in einem der zwei Durchgänge den Versteckort (Ignorance- vs Knowledge-Bedingung). Handlungserwartungen der Versuchspersonen an den suchenden Akteur wurden mit Anticipatory-Looking-Paradigma (ALP) gemessen, das mit Eyetracking arbeitet. Hierfür wurden der erste Blick und die relative Blickzeit zu den Versteckorten erhoben. Ergebnisse: Es wurde ein Zusammenhang zwischen der Bedingung und der Häufigkeitsverteilung des ersten Blicks gefunden (p=0.04). Die Ergebnisse der relativen Blickzeit in der korrekten Box (p=0.23) und der inkorrekten Box (p=0.23) abhängig von der Bedingung waren nicht signifikant, genauso wie die Ergebnisse der vier Test gegen den Zufall zur relativen Blickzeit (p > 0.05). Schlussfolgerung: Die inkonsistente Ergebnislage lässt keine Rückschlüsse darauf zu, ob 19 bis 27 Monate alte Kleinkinder einen Entscheidungsfehler bei einem unwissenden Akteur erwarten. Durch die geringe Stichprobengröße und die teilweise nicht erfüllten Voraussetzungen der statistischen Tests sind die Ergebnisse ohnehin bedingt aussagekräftig, weshalb auch die Ergebnisse der gesamten Many Babies-Studie betrachtet werden sollten.

Schlagworte

Anticipatory-Looking-Paradigma, Many Lab Studie, frühkindliche ToM