Prag WS 2020/21 (BSc)

Prag, Wintersemester 2020/2021 (Bachelor)

Unterkunft

Ich habe privat gewohnt und etwa 1-1,5 Monate vorher angefangen, auf Facebook nach Wohnungen zu suchen. Agenturen für Wohnungen würde ich insofern nicht empfehlen, als dass sie recht hohe Provisionen für die Vermittlung der Zimmer nehmen. Auf Facebook muss man allerdings aufpassen, da viele auch Fake-Wohnungen anbieten, um Kautionen abzugreifen. Am besten also eine Videotour mit den Vermieterinnen machen, sich den Ausweis schicken lassen und nach Referenzen von Vormieterinnen fragen. Ich habe in Prag in einer Erasmus-WG gewohnt- solche Gruppen finden sich auch sehr einfach auf Facebook. Etwa 10.000 CZK pro Monat würde ich als realistischen Preis für ein schönes Zimmer in guter Lage betrachten.

Die Wohnheimzimmer sind natürlich deutlich günstiger, dafür aber auch nicht sehr einladend, da man sich ein recht kleines Zimmer zu zweit teilt und manche Wohnheime auch nur Bäder auf dem Flur haben. Außerdem gibt es dort fast keine Gelegenheit zu kochen, weil es oft pro Flur nur zwei Kühlschränke und zwei Herdplatten (!) ohne Ofen gibt. Vorteil ist, dass der vorbereitende Sprachkurs im Wohnheim Hostivar stattfindet. Es kann also von Vorteil sein, sich dort 3 Wochen ein Zimmer zu nehmen und dann vor Ort nach anderen Wohnmöglichkeiten zu schauen. Wer wie ich schon von Anfang an im Zentrum wohnt, muss jeden Morgen etwa eine Stunde einplanen, um nach Hostivar zu kommen, weil es sehr weit außerhalb liegt.

Sprachkurs

Den Sprachkurs kann ich nur allen empfehlen! Es ist eine tolle Möglichkeit, andere Studierende, sowie Stadt und Kultur kennenzulernen. Ich hatte Glück, dass der Sprachkurs noch in Präsenz stattfand, denn in meinem Corona-Semester war es die einzige Möglichkeit, andere Erasmus-Studis kennenzulernen. Was ich etwas schade fand (ich weiß nicht, ob dass immer so gemacht wird oder es eine Ausnahme wegen Corona war) ist, dass unsere Klassen nach Nationalitäten zusammengestellt wurden- wir waren also bis auf eine Slowenin nur Deutsche in meinem Kurs. Das ist natürlich etwas schade, wenn man Studis aus anderen Ländern kennenlernen oder Englisch sprechen will.

Buddy-Programm

Das Buddy-Programm ist oft die einzige Möglichkeit, Einheimische kennenzulernen, da man sonst sehr in der „Erasmus Bubble“ ist. Es ist auch sehr praktisch bei Fragen zum Leben vor Ort, beispielsweise können die Buddys helfen, sich bei der Polizei zu registrieren (nicht nötig, wenn man im Wohnheim lebt- die Wohnheime erledigen das für einen), einem schöne Orte zeigen und bei Arztbesuchen oder ähnlichem helfen. Die Registrierung erfolgt vorab über eine Art Buddy-Pool. Man legt sich ein Profil mit seinen Interessen an und die Buddys können einen dann aussuchen, wenn sie finden, man passt zueinander. Die Registrierung läuft über die Seite des ESN in Prag.

Corona

Wie die Uni Corona gemanaget hat, fand ich teilweise gut, teilweise schlecht. Die Onlinekurse waren durch Zoom sehr viel angenehmer als mit Heiconf und die Lehrenden haben ihren Job auch gut gemacht. Mir gefiel, dass nichts asynchron stattfand. Eher schlecht waren die Selfstudy-Seminare, weil hier wirklich gar kein Input kam und die Lehrpersonen mir nur geantwortet haben, wenn ich die Psychologie-Koordinatorin darauf ansprach und sie für mich nachfragte. Daher mein Rat: Wenn ihr die Selfstudy Seminare nicht braucht, um etwas in Heidelberg zu ersetzen, schaut euch lieber in anderen Fakultäten um: Die Seminare der Gender Studies waren z.B. die besten Veranstaltungen in meinem Erasmussemester! Mit der Lehre war ich also ganz zufrieden und es wurden auch sehr faire Noten vergeben.

Schlecht war allerdings, wie die Erasmuskoordinatorin der Karlsuniversität (nicht die der Abteilung Psychologie) teilweise mit uns umgegangen ist- wir haben sehr aggressive E-Mails bekommen, wenn es um die Coronaregeln ging, teilweise hat sie uns über Quarantänevorschriften angelogen und gedroht, Studierende nach Hause zu schicken, wenn sie ihre Coronatests stornieren wollten. Obwohl natürlich verständlich ist, dass sie durch Corona einen sehr stressigen Job hatte, haben wir uns teilweise nicht respektiert gefühlt und sehr alleine gelassen mit der Situation, dass wir im Prinzip das ganze Semester in der Wohnung verbringen mussten. Für alle nach mir hoffe ich, dass sie ein normales Semester mit netteren Emails und weniger Infektionsketten verbringen können.

Essen

Da wir viel zuhause sein mussten, haben wir öfter mal was bestellt- die „tschechischen Lieferandos“ der Wahl sind hierbei Wolt und Dame Jidlo. Das tschechische Essen ist sehr fleischlastig, aber den Vegetarier*innen kann ich frittierten Käse (smazeny syr) und Knödel (knedliky) empfehlen- ein gutes Restaurant ist das „Lokal“. Sehr besonders sind die Knödel von „Knedlin“, dort gibt es sie mit verschiedenen süßen und deftigen Füllungen (klare Empfehlung für die Kinderriegel-Füllung). Auch das Eis von Creme de la Creme sollte man mal probiert haben. Was ich eher nicht empfehlen kann sind die Trdelnik, oder dort auf Englisch „chimney cakes“- wir waren eher enttäuscht vom Geschmack (insbesondere von denen mit Eis gefüllten) und uns wurde gesagt, dass diese auch nicht traditionell sind, sondern einfach die Touristen anlocken sollen. Also holt euch stattdessen lieber knedliky 😊

Freizeit

Wenn es Anfang September noch warm ist, würde ich sehr empfehlen, ein Tretboot zu leihen und mal über die Moldau (Vltava) zu schippern.

Da wir im Herbst wegen Corona eigentlich nirgendwo hin konnten, waren wir öfter mal spazieren- Prag ist überraschenderweise von unglaublich schönen Parks umgeben- sowohl im Zentrum, als auch außerhalb. Deshalb würde ich klar mal einen Ausflug in die Natur empfehlen oder zum Wandern, z.B. auch etwas weiter weg in die Böhmische Schweiz.

Ohne Corona bietet auch das ESN coole Aktionen und Ausflüge zum Anmelden an, etwa in schöne Städte in der Nähe- Standard sind etwa Pilsen, Brünn, Liberec, Karlsbad, Kutna Hora oder Cesky Krumlov. Nachteil bei uns: bei diesen Ausflügen in der Orientierungswoche haben sich Unzählige mit Corona angesteckt (bei euch wird das hoffentlich besser).

Auch in Prag selbst kann man unglaublich viel machen- dafür am besten einfach mal in den Reiseführer reinblicken oder auf Youtube den „Honest Guide“ für Ausflugstipps anschauen. Dieser gibt auch Warnungen über Betrugsmaschen an Touristen in Prag.