Mailand WS 2021/22 (BSc)

Mailand 4EU+, Wintersemester 2021/2022 (Bachelor)

Anreise

Mailand kann man gut mit dem Auto, dem Flugzeug oder mit dem Zug/Bus erreichen. Von Mannheim gibt es einen Direktzug, der nur ca. 6 Stunden benötigt, was wirklich angenehm und unkompliziert ist. Wenn man frühzeitig im Voraus bucht, kostet der Zug oft zwischen 50 und 70€. Mit dem Flugzeug bin ich nie angereist, aber es gibt drei Flughäfen in der Nähe – Linate, Malpensa und Bergamo.

Wohnungssuche

Ich habe mich relativ früh auf Wohnungssuche gemacht, weil es in Großstädten ja oftmals nicht so einfach ist. Ich habe hauptsächlich über facebook-Gruppen gesucht, weil mir das eine italienische Bekannte empfohlen hat und für mich hat auch alles geklappt, aber viele haben berichtet, dass es da auch viele Scam-Anzeigen gibt, sodass Vorsicht geboten ist. Ich habe letztendlich eine Wohnung in Navigli gefunden und war sehr zufrieden, vor allem wegen der Lage, aber dafür war die Miete auch etwas teurer. Einige Erasmusfreunde sind in Uni-Wohnheimen untergekommen, allerdings sollte man wissen, dass Besuch dort nicht wirklich erlaubt oder gern gesehen ist. Sonst haben einige Wohnungen über DoveVivo gefunden, eine Agentur, die WGs vermietet. Für die Wohnungssuche würde ich versuchen, so zentral wie möglich zu wohnen, da man nachts deutlich schneller und einfacher nach Hause kommt (das öffentliche Verkehrsnetz ist insbesondere nachts nicht so gut).

Stadt und Leben in Mailand

Erasmus: So wie in vielen Städten bietet die Uni zahlreiche Erasmusveranstaltungen an, sodass es nicht schwerfällt, internationale Erasmusstudent/innen kennenzulernen. Deswegen landet man auch ganz schnell und einfach in der Erasmusblase, aber Italiener/innen kann man entweder durch das ESN-Team oder in den Kursen selbst kennenlernen. Einige Italiener/innen sind vielleicht am Anfang erst zurückhaltend, aber meistens nur, weil sie etwas schüchtern wegen des Englischsprechens sind. Aber dann sind sie sehr herzlich und gesprächig und man kann sich super mit ihnen unterhalten.

Öffis: Es ist sehr empfehlenswert, sich ein Monatsticket für die öffentlichen Verkehrsmittel zu kaufen. Es ist wirklich günstig und kostet nur 22€ im Monat (bis 26 Jahre). Damit kann man dann alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Man muss dafür jedoch eine Art Antrag stellen und ein Codice fiscale haben. Aber letztendlich braucht man diese Steuernummer sowieso für alles Mögliche und kommt kaum drum herum, sie zu beantragen. Nachts ist das öffentliche Verkehrsnetz leider nicht so gut ausgebaut. Die Metro und Straßenbahnen fahren ca. bis 1 oder halb 2 Uhr nachts und dann fahren nur noch Nachtbusse, in denen man aber nicht unbedingt alleine fahren sollte. Die Innenstadt Mailands ist aber auch gar nicht so groß, sodass man sowieso viel zu Fuß unterwegs ist. Im Notfall kann man sich auch ein Taxi/Uber teilen, wenn man mit mehreren unterwegs ist.

Kunst und Kultur

Mailand hat kulturell wirklich viel zu bieten. Es gibt eine Reihe von Musikveranstaltungen, Museen und temporären Ausstellungen. Online ist es meist etwas schwierig, einen Überblick über das Angebot zu kriegen, aber in den Metrostationen findet man oft Plakate mit aktuellen Ausstellungen. Das Leonardo da Vinci Museum direkt in der Galleria Vittoria Emanuele am Dom ist besonders empfehlenswert (mit Audioguide), wenn man an wissenschaftlichen Beiträgen Da Vincis interessiert ist. Zudem bietet die italienische Musikschule Conservatorio Giuseppe Verdi regelmäßig Klavier- und Orchesterkonzerte an, die für Studierende nur 5€ kosten. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, in die Mailänder Scala zu gehen und eine italienische Oper anzuhören. Das war wirklich eine tolle Erfahrung. Wenn ihr spontan seid und Glück habt, kriegt man günstigere Tickets an der Abendkasse. Auch wenn es sehr touristisch klingt, ist es wirklich wert, einmal auf die Domterasse hochzugehen, wenn das Wetter schön ist (z.B. Sonnenuntergang).

Ausgehen

Mailand hat eine große Ausgeh- und Aperitivo-Kultur. Navigli ist ein bekanntes Ausgehviertel mit vielen Bars und Restaurants direkt am Kanal, aber am Wochenende kann es sehr touristisch und überfüllt sein. Tagsüber und unter Woche hat es eine etwas entspanntere Atmosphäre und vor allem beim Sonnenuntergang ist es sehr schön. Brera ist ein weiteres Ausgehviertel, das teilweise etwas schicker und teurer ist, aber auch viel zu bieten hat. Die besten Geheimtipps/Bars können euch aber die Italiener/innen zeigen;). Am Abend ist es auch immer sehr schön, an den Dom zu gehen, weil dort oft Musiker/innen und Bands sind und sich oft spontane Tanzrunden ergeben. Das Schöne an Mailand ist, dass sich Vieles draußen abspielt, auch im Winter. Bei vielen Bars ist draußen die beste Stimmung, direkt auf der Straße und alle stehen gesellig mit ihren Drinks anstatt zu sitzen. Eine Bar, die wir besonders gern mochten und wo sich auch viele Italiener/innen auf Aperitivo treffen ist das Mom Cafe. Clubs sind relativ teuer und es kommt darauf an, in welchen Clubs man geht. Just Cavalli ist ein cooler Club mit einer Openair-Tanzfläche und Gattopardo ist ein Club in einer ehemaligen Kirche.

Studieren an der Statale

An der Statale kann man keine Psychologiekurse (auf englisch) belegen, daher habe ich andere Kurse gewählt. Die Auswahl an englischen Kursen ist wirklich sehr groß und vielfältig, sodass ich frei aus allen möglichen Fachrichtungen wählen konnte. Ich habe mich letztendlich für Philosophie- und Soziologiekurse entschieden. Meine Kurse waren:

  • Languages of the Media
  • Behavioral Sociology
  • Rules, reasons and norms.

Der letzte Kurs hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es ist ein Philosophiekurs und der Professor (Prof. Francesco Guala) hat wirklich einen sehr schönen und klaren Lehrstil. Die Konzepte und Theorien waren nicht unbedingt einfach, aber der Kurs behandelt das Thema Rationalität und Kooperation (z.B. Prisoner’s Dilemma) sehr fundiert und war deshalb auch mit psychologischen Themen assoziiert. Ich kann wirklich nur empfehlen, einen seiner Kurse zu belegen. Behavioral Sociology deckt sich inhaltlich relativ viel mit Sozialpsychologie. Languages of the Media ist ein Kurs, der sich sehr intensiv mit aktuellen Themen wie Sexismus, Rassismus oder Meritocracy in Medien auseinandersetzt, aber es ist nicht unbedingt ein sehr wissenschaftlicher Kurs. Außerdem ist es wichtig, sich während der Vorlesungen viele Notizen zu machen, da die Folien oftmals nicht so gut/ausführlich wie an der Uni HD sind und das mündlich Gesagte oft abgefragt wird.

Das Unisystem in Italien ist etwas anders als in Deutschland. Es gibt hauptsächlich Vorlesungen und die Vorlesungen finden mehrmals die Woche statt, sodass man durchaus einen recht vollen Stundenplan haben kann. Ich hatte das Glück, dass die Uni ein Hybridsystem angeboten hat und man alle Kurse sowohl online als auch in Präsenz verfolgen konnte. Die Uni hat mehrere Standorte, aber Geisteswissenschaften sind oft im Hauptgebäude in der Via Festa del Perdono angesiedelt. Der Campus ist nur wenige Minuten vom Dom entfernt, mitten in der Stadt, hat einen wunderschönen Innenhof und direkt umliegende Cafés, die von morgens bis abends von Studierenden wimmeln. Es ist wirklich immer eine sehr schöne und lebendige Stimmung dort, auch weil fast jeden Tag Studierende ihren Abschluss machen und mit ihren Familien und Freund/innen vor dem Hauptgebäude anstoßen und feiern. Colibri und C’era una volta waren zwei meiner Lieblingsorte bei der Uni.

Leben in Mailand

Leben in Mailand ist der perfekte Mix zwischen Großstadttrubel und Kleinstadtflair. Es kann sehr laut und voll sein, es ist immer viel los, an Wochenenden gibt es viele Touristen. Gleichzeitig ist Mailand aber eine Großstadt mit einem relativ kleinen Stadtzentrum, sodass es nicht zu weitläufig ist. In einer halben Stunde sind die meisten Orte gut erreichbar. Zudem passiert es einem ganz schnell, dass man abseits der großen Straßen und Plätze in kleinere, ruhigere Orte kommt, die untouristisch und gemütlich sind. Mein Lieblingsplatz ist Piazza Sant‘ Alesssadro. Der Platz ist nur wenige Sekunden von der Via Torino und wenige Minuten vom Dom entfernt und doch relativ ruhig und untouristisch. Die Kirche ist wunderschön und vor den großen Treppen sitzen oft Leute und genießen ihre Schiacciata von All‘Antico Vinaio, ein sehr bekannter Focaccialaden. Mailand und Italien sowieso bietet eine tolle Küche und eine grundsätzlich hohe Qualität, wenn es um Essen geht. Es gibt so viele leckere Restaurants, die Pizza (napoletana) ist unglaublich und Italiener/innen können dir ganz oft genau sagen, welches Essen aus welchem Ort und welcher Region kommt. Außerdem ist es immer ein sehr tolles und emotionales Gesprächsthema;). Spezialitäten aus Mailand und Umgebung (Norden) sind Gorgonzola, Risotto Milenese und Panettone. Wenn man nach Mailand geht, können die Lebenshaltenskosten in Mailand etwas hoch sein, vor allem wenn man viel ausgeht und in den kleinen Carrefour-Supermärkten Lebensmittel einkauft. Das sollte man auf jeden Fall vor einem Aufenthalt bedenken.

Italien kennenlernen

Mailand ist auch super gelegen, um Ausflüge in umliegende Städte zu machen. Como, Bergamo und Turin sind nur jeweils ca. eine Stunde entfernt. Besonders beliebt sind auch Ausflüge nach Portofino oder Cinque Terre. Bologna, Florenz, Venedig und Rom sind mit Schnellzügen wirklich sehr einfach zu erreichen (z.B. Rom ca. 3 Stunden mit dem Schnellzug). Auch das ESN-Team organisiert und bietet Ausflüge an. Da die Platzzahl begrenzt ist, kommt man jedoch nicht immer rein. Aber es finden sich auch immer sehr schnell privat Gruppen, um einen kleinen Trip in die Umgebung zu unternehmen.

Fazit

Mailand ist wirklich eine sehr lebenswerte und lebendige Stadt. Vieles spielt sich draußen ab. Obwohl ich im Wintersemester hingegangen bin, gab es keinen Zeitpunkt, zudem es keine Außengastronomie gab. Bars und Cafés waren auch immer draußen besetzt und beim kleinsten Sonnenstrahl voll. Durch das Erasmusnetzwerk lernt man sehr schnell viele verschiedene Leute kennen. Es ist immer was los und die schönsten Erfahrungen ergeben sich sowieso spontan:). Vor allem wenn man eine Leidenschaft für Essen hat, ist Italien ein toller Ort!! Ich habe meine Zeit wirklich sehr genossen und fühle mich sehr verbunden und heimisch in Mailand :)).