Erfahrungsbericht Limerick, SoSe 2022

Limerick, Sommersemester 2021 (Bachelor)

Vorbereitung und Ankunft

Ich wollte schon von Beginn meines Bachelorstudiums an ein Auslandssemester machen, und dabei war Irland immer mein Favorit. Ich finde das Land sehr schön und hatte auch Lust, mal an einer richtigen Campus-Uni zu studieren und das Leben dort mitzukriegen. Außerdem fand ich die Vorstellung, mein (fachliches) Englisch zu verbessern und keine Sprache neu lernen zu müssen, verlockend. Das Bewerbungsverfahren ist ziemlich unkompliziert und Frau Lorenz beantwortet auch schnell und unkompliziert alle Fragen, die noch offen bleiben. Die Uni Limerick schickt, sobald man offiziell auch da angenommen wurde, einen 8-Wochen Countdown per Mail, in dem alle wichtigen Infos zusammengefasst sind. Insgesamt waren alle sehr darauf bedacht, einem die Vorbereitung und Ankunft so leicht und unkompliziert wie möglich zu machen!

Mein Hinflug ging am 16. Januar von Frankfurt nach Dublin. Die Uni in Limerick bietet einen kostenlosen Shuttleservie vom Dublin Airport nach Limerick (direkt vor die Haustür) an. Ich habe meiner Villageverwaltung vorher mitgeteilt, wann ich ankomme. In Dublin am Flughafen hat dann jemand mit einem Schild für alle Studierenden der Uni Limerick gewartet. Nachdem wir noch eine Stunde auf einige andere Flüge gewartet haben, ging es dann mit allen im Reisebus los Richtung Limerick. Ich würde allen empfehlen, das Angebot des Shuttles anzunehmen, da es kostenlos und sehr bequem ist, andere Busse nicht direkt zur Uni fahren und man sogar schon die Möglichkeit hat, Leute kennenzulernen. Die Fahrt nach Limerick dauert ca. 2,5 Stunden. Ich wurde direkt in meinem Village rausgelassen, konnte mir dort an der Rezeption meine Schlüsselkarte abholen und dann auch direkt mein WG-Zimmer beziehen.

Die ersten Tage in Limerick fand dann eine kleine Einführungswoche für alle internationalen Studierenden statt, so dass auch der Start ins Uni-Leben gut organisiert und begleitet wird.

Wohnungssuche und Unterkunft

In Limerick gibt es grundsätzlich zwei Optionen: Man kann sich privat eine Wohnung oder WG in der Stadt suchen oder sich auf ein Zimmer in den Student Villages bewerben, die hauptsächlich auf dem Campus der Uni sind. Ich persönlich hatte Lust, das Campusleben richtig mitzukriegen und habe mich deshalb für diese Option entschieden. Da ich eigentlich fast meine komplette Zeit auf dem Campus verbracht habe, und der auch schöner / gemütlicher ist als die Stadt, war ich mit dieser Entscheidung absolut zufrieden. Wenn man sich entscheidet, ein Zimmer in der Stadt zu suchen, kann man mit etwas Glück ein bisschen Geld sparen (meiner Erfahrung nach haben die Zimmer dort). Dafür muss man allerdings auch jeden Tag mit dem Bus zum Campus hin und zurück fahren, was zwar nicht allzu teuer ist (ca. 90 Cent pro Fahrt mit der Leap Card), aber auf den Monat gerechnet dann doch wieder einiges ausmacht. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten.

Ich habe im Thomond Village (Achtung: Es gibt eines on-campus, in welchem ich gewohnt habe, und eines off-campus in der Stadt) gelebt und war damit auch absolut zufrieden! Die Mietpreise sind leider überall in Irland sehr hoch, so dass ich für mein Zimmer ca. 800€ im Monat bezahlt habe. Ich habe in einer 6er-WG gelebt, die international gemischt war. Im Thomond-Village hat jedes Zimmer ein Doppelbett (was alle Villages außer Plassey haben) und ein eigenes Bad. Die Küche und ein großes Wohnzimmer mit Esstisch und Stühlen, Sofas und einem Fernseher sowie den Balkon haben wir uns geteilt. Im Village gibt es einen Laundry-Room in dem man für 3€ waschen und für nochmal 3€ auch den Trockner benutzen kann. Die Rezeption ist jeden Tag bis abends besetzt, dort kann man eigentlich immer hin wenn es irgendwelche Probleme gibt.

Das Leben auf dem Campus ist ein tolles Erlebnis, das sich vom Uni-Alltag in Deutschland mal ein bisschen unterscheidet. Wer gerne zu Fuß zu den Vorlesungen geht und auch die verschiedenen Angebote der Clubs und Societies ausnutzen will, dem würde ich eine Unterkunft auf dem Campus sehr empfehlen. Ich hatte außerdem großes Glück mit meiner WG, da ich mich mit all meinen Mitbewohner*innen super verstanden habe und wir auch alle sehr viel und gerne Zeit miteinander verbracht haben. Ich fand es aber auch super, in einem ganzen Haus voller WGs zu leben und mich auch mit den anderen (hauptsächlich internationalen) Studierenden zu connecten.

Das Bewerbungsverfahren für die Student Villages läuft online ab, man kann dabei verschiedene Prioritäten angeben und erfährt einige Wochen später, ob und welcher Platz einem angeboten wird.

Leben und Studieren

Studium

Alle Kurse an der UL (abgesehen von den Fremdsprachen) werden auf Englisch abgehalten. Dafür reicht ein B2 Sprachniveau aber absolut aus. Die Dozierenden geben sich meiner Erfahrung nach große Mühe, die internationalen Studierenden so gut es geht zu unterstützen. Was die Wahl der Kurse angeht hat man die ersten zwei Wochen die Möglichkeit, alle Kurse anzugucken und anschließend (in Absprache mit Frau Lorenz und dem oder der Koordinator*in vor Ort) eine Entscheidung zu treffen. Um die verlangten 20ECTS-Punkte zu erreichen, muss man im Regelfall vier Kurse belegen. Ich habe mich für einen Psychologie-Kurs (Political-Psychologie), zwei Soziologie-Kurse (Sociology of Crime, Deviance and Social Control und Sociology of Love and its dark side) und einen Literatur-Kurs (Feminist Literary Theory) entschieden. Ich fand es super, die Möglichkeit zu nutzen, mal völlig andere Kurse und Fächer zu studieren, da ich für meinen Psychologie-Bachelor schon so gut wie alle Kurse abgedeckt hatte und mir alle Kurse nur als unbenotete Zusatzleistungen in mein Transcript schreiben lassen wollte. Da viele der Kurse eigentlich für den Master oder das vierte Bachelor-Jahr vorgesehen waren und ich noch dazu fachfremd war, habe ich mich Anfang des Semesters mit allen Dozierenden kurz abgesprochen 􀍴 die Teilnahme war aber nie ein Problem, und ich habe mich trotz den ungewohnten Fächern nicht überfordert gefühlt und alle Kurse gut bestanden. In jedem Kurs gibt man zwei Prüfungsleistungen ab, eine zur Hälfte des Semesters und eine am Ende. Dabei kann es sich um Referate, kurze Essays oder Klausuren handeln. Ich fand meine Kurse alle extrem interessant und würde jeden davon weiterempfehlen, wobei ich insbesondere an den nicht-psychologischen Fächern viel Spaß hatte. Sociology of Crime war mein Lieblingskurs und ich würde ihn weiterempfehlen, da die Dozentin auch besonders engagiert und selbst von ihrem Fach absolut begeistert ist. In vielen Kursen wird zusätzliche ein Tutorium angeboten, welches mal mehr und mal weniger genutzt wird, aber meistens auch sehr interessant ist.

Alltag und Freizeit

Abgesehen von den Kursen ist auch das Leben auf dem Campus super vielfältig und spannend. Es gibt eine riesige Sportarena mit Fitnessstudio, Schwimmbad, Kletterhalle und allen möglichen Trainingsflächen. Um diese zu nutzen, bietet es sich besonders an, sich Anfang des Semesters bei Clubs und Societies anzumelden. Hier sind wirklich alle Interessen vertreten - fast jede Sportart wird in Form eines Clubs angeboten, aber es gibt auch eine Feminist-Society, eine Foto-Society, eine Crafting-Society und vieles mehr. Ich habe mich für den Boxing-Club und den Outdoor Pursuits Club (OPC) entschieden. Insbesondere den OPC würde ich absolut weiterempfehlen! Für 5€ Semesterbeitrag kann man 3-mal die Woche in der (wirklich gut ausgestatteten, relativ großen) Kletterhalle klettern gehen und auch sichern etc. lernen. Außerdem wird fast jedes Wochenende ein Ausflug angeboten. Mal geht es wandern, mal klettern und mal zum Caving (wofür man aber vorher mal zum Training gehen muss). Insbesondere durch die Wanderausflüge mit dem OPC habe ich wirklich wunderschöne Ecken in Irland entdeckt, die ich privat wahrscheinlich niemals bereist hätte. Auch als Wander-Anfängerin hatte ich super viel Spaß und habe, abgesehen davon, auch wirklich viele nette Leute durch den OPC kennengelernt.

Neben den Clubs und Societies ist auch das Leben auf dem Campus an sich nie langweilig. Ich habe viel Zeit mit meiner WG und den anderen (vor allem internationalen) WGs in unserem Haus verbracht. Außerdem bietet die Uni fast jedes Wochenende einen Tagesausflug an die verschiedensten Orte in Irland an, was auch eine tolle und günstige Möglichkeit ist, was vom Land zu sehen. Gerade für die Städte wie Cork, Galway und Dublin würde ich aber auf jeden Fall empfehlen, einen privaten Ausflug mit Freund*innen zu planen und in den Hostels zu übernachten. Für andere Ziele, insbesondere Nationalparks oder abgelegenere Orte, würde ich die Ausflüge aber sehr empfehlen, da diese sonst schwer zu erreichen sind.

Die Stadt Limerick ist zwar nicht die schönste in Irland, aber ein Ausflug in die lokalen Pubs lohnt sich natürlich trotzdem immer.

Das Leben in Irland ist generell teurer als in Deutschland. Neben den sehr hohen Mietpreisen fällt das beim Lebensmitteleinkauf und insbesondere bei alkoholischen Getränken und Essen in Restaurants auf. Vom Campus aus sind die nächsten Supermärkte Lidl und Aldi. Beide sind zu Fuß in ca. 30 Minuten zu erreichen, es gibt aber auch jeden Montag einen kostenlosen Shuttle-Service zum Lidl und zurück. Alternativ kann man sich an der Rezeption des Villages kostenlos Fahrräder ausleihen.

Fazit

Mein Auslandssemester in Irland war eine wirklich tolle Erfahrung! Ich habe mich sehr in das Land verliebt und werde definitiv nochmal dort hin reisen. Das Leben und Studieren haben mir sehr gut gefallen, und ich habe wirklich nette Menschen kennengelernt, mit denen ich auch nach meiner Rückkehr noch Kontakt habe. Ich kann ein Auslandssemester in Limerick absolut empfehlen und würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden!