SoSe 22 - Valencia Erfahrungsbericht

xNo longer available: Valencia, Sommersemester 2022 (Bachelor)

Warum Valencia?

Ich konnte es kaum glauben, als ich die Erasmus-Platzzusage für Valencia erhalten habe. Valencia war für mich meine erste Priorität bei der Bewerbung (als nachfolgende Optionen kamen die anderen spanischen Städte Madrid und Salamanca in Frage). Ich wusste, dass ich unbedingt in eine spanischsprachige Stadt gehen will, um mein Spanisch zu verbessern und da mir die spanische Lebensphilosophie sehr gefällt. Durch vorherige Reisen kannte ich Madrid und Salamanca bereits und war deswegen sehr gespannt darauf, eine neue Stadt in Spanien zu entdecken, von der ich bislang keine wirkliche Vorstellung hatte, außer dass diese Stadt am Mittelmeer gelegen ist - was ein weiterer Grund ist, wieso es mich so sehr zu dieser Stadt hinzog.

Wohnungssuche und Ankommen

Einen Monat vor Abreise fing ich an, nach Wohnungen zu schauen, was sich als relativ schwer herausstellte. Ich suchte auf Facebook, Badi, Idealista (vergleichbar mit dem deutschen Wg-gesucht) jedoch war der Wohnungsmarkt unübersichtlich und die Wohnungen waren überwiegend in der Hand von privaten Agenturen, sodass man vor Beginn des Einzugs erst eine Vermittlungsgebühr, die nicht gerade billig war, hätte zahlen müssen. Ich hatte bereits im Vorfeld erfahren, dass man in Ländern wie Spanien vorsichtig sein sollte, nicht gescammt zu werden und einige, die bereits ein Erasmus gemacht haben, haben mir empfohlen, vor Ort nach Wohnungen zu schauen. So blieb mir am Ende auch nichts anderes übrig, nachdem ich von Deutschland aus keine passende Wohnung gefunden hatte, nach Valencia zu fliegen und mich vor Ort mit dem Thema Wohnungssuche zu beschäftigen. Im Endeffekt ging die Wohnungsfindung vor Ort für mich viel besser als von zuhause aus. Einmal angekommen, hatte ich direkt mehrere Wohnungsbesichtigungen und konnte mir so einen besseren Eindruck von der Lage und der Wohnung selbst verschaffen. Ich empfand es hierbei als einen klaren Vorteil, Spanisch zu sprechen, damit man besser mit dem Vermieter/der Vermieterin kommunizieren kann (viele Spanier*innen vor allem Ältere können nur mangelhaft bis gar kein Englisch). Im Endeffekt habe ich eine sehr gute Wohnung im Studentenviertel in der Mitte zwischen Universität und Meer gefunden, von der ich eine super Ausgangslage, egal wohin, hatte. Seit meiner positiven Erfahrung empfehle ich die Methode vor Ort zu suchen, jedem, der ins Erasmus geht, und auch Schwierigkeiten mit der Wohnungssuche von Deutschland aus hat, weiter.

Valencia

Valencia hat für mich einfach die perfekte Größe - auf den ersten Blick wirkt die Stadt mit ihren fast 800.000 Einwohnern sehr groß, aber sobald man sich auskennt und sich mehr einlebt, kommt einem die Stadt fast wieder klein vor. Valencia ist super vielfältig und hat sehr schöne unterschiedliche Viertel (auf spanisch “barrios”). So ist für jeden etwas zu haben: ein alternatives Ausgehviertel wie Ruzafa oder El Carmen, eine schöne Innenstadt mit einer großen Markthalle, Benimaclet und El Cabanyal, welche wie Dörfer anmuten. El Cabanyal hat dabei einen besonderen Flair, da es ein altes Fischerdörfchen direkt am Meer ist und somit mit besonderem Architekturstil einfach sehr sehenswert ist. Eine weitere Besonderheit in Valencia ist der Turia Park, welches ein altes ausgetrocknetes Flussbett ist, und zu einem Grünstreifen umgewandelt wurde, der die Innenstadt umringt und bis ganz vor ans Meer führt - ein perfekter Ort, um Sport zu machen oder Freunde zu treffen. Valencia ist trotz des Großstadtflairs sehr grün und so finden sich überall kleine Parkanlagen, die zum Verweilen einladen. Nicht zu vergessen ist das prächtig anmutende und auch als Wahrzeichen von Valencia bekannte Gebäude der Künste und der Wissenschaft (“Ciudad de las Artes y las Ciencias”). Diese Sehenswürdigkeit befindet sich im Turia Park und wurde von dem bekannten spanischen Architekten Santiago Calatrava entworfen.

Das Allerbeste ist jedoch der kilometerlange Sandstrand “Playa de la Malvarrosa" und das Meer. Für einen Stadtstrand ist dieser sehr gepflegt und so breit und lang, dass selbst im Hochsommer, wenn viele Touristen kommen, für jeden genug Platz ist. Der Strand war für Erasmus-Studierende auch oft ein sehr guter Treffpunkt sowohl mittags zum Sonnen, Baden oder Volleyball Spielen als auch abends, um die Abendstimmung der Hafenstadt zu genießen. Die Stadt hat alles, was das Herz begehrt. Die Stadt ist kunterbunt mit vielfältigen Menschen und hat ein pulsierendes Nachtleben. Für kulturbegeisterte wie auch feierwütige Menschen hat die Stadt alles zu bieten - und ist dabei im Gegensatz zu Barcelona noch nicht ganz so von Touristen überlaufen.

Mobilität in der Stadt

Die Stadt hat eine sehr gute Infrastruktur und das Metro-System ist sehr leicht zu überblicken. So gibt es vom Flughafen eine direkte Metroverbindung in die Innenstadt. Zudem kann man zu sehr erschwinglichen Preisen öffentliche Verkehrsmittel benutzen, denn jede einzelne Fahrt kostet nur 1,50 Euro. Im Allgemeinen ist Valencia aber auch eine sehr fahrradfreundliche Stadt, da es überall eigene Fahrradwege gibt.

Unileben

Die Universität empfand ich in Spanien im Gegensatz zu Deutschland etwas verschulter und generell muten die einzelnen Vorlesungen eher wie Seminare und die einzelnen Kohorten wie eine Klasse an. An der Psychologischen Fakultät in Valencia kann man größtenteils auswählen, ob man seine Kurse auf Englisch oder Spanisch besuchen will. Ich wollte jedoch mein Spanisch vertiefen und habe deshalb 4 Kurse auf Spanisch und 1 auf Englisch besucht. Anders als in Deutschland finden die einzelnen Kurse zweimal in der Woche statt. Außerdem hat man einige Abgaben während des Semesters, welche “Prácticas” heißen und einen Teil der Gesamtnote ausmachen. Trotzdem empfand ich den Arbeitsaufwand als bewältigbar. Oftmals werden Gruppenarbeiten durchgeführt, sodass die Vorlesungen etwas interaktiver waren. In fast jeder Vorlesung gab es internationale Studierende, sodass man nicht alleine war. Wir ausländischen Studierenden empfanden es jedoch als relativ schwer, mit den spanischen Studierenden in Kontakt zu treten, da sich alle untereinander schon kennen und wahrscheinlich wenig Interesse an internationalen Erasmus-Studierenden hatten.

Die Universität Valencia bietet unzählige Sportkurse an, sodass für jeden etwas dabei ist. Ich persönlich habe den Salsa Kurs besucht. Die Universität bietet sogar Wassersportarten wie Surfen an! Auch außerhalb der Universität findet man unzählige Möglichkeiten, sich körperlich zu bewegen (wie Zumba Gruppen im Turia Park oder Tanzmöglichkeiten am Strand).

Freizeit und feiern

Für Erasmus-Studierende gibt es überall sehr gute Angebote wie günstige Ausflüge über Erasmus Organisationen oder auch in Clubs, in die man durch das Ausfüllen von Online Formularen an bestimmten Tagen kostenlos reinkommt. Meine favorisierten Clubs waren: Marina Beach, Comittee, Mya/Umbracle und Akuarela.

Es werden Städtetrips wie auch Reisen nach Madrid, Barcelona, Südspanien (Andalusien), Nordspanien oder sogar nach Marokko für einen erschwinglichen Preis von Erasmus-Organisationen angeboten. Hier hat man fast schon die Qual der Wahl. Ich kann die Reise nach Andalusien, Südspanien wärmstens empfehlen, aber auch von der Reise nach Marokko habe ich nur Positives gehört.

Einer meiner Lieblingsorte in der Nähe von Valencia ist Albufera: Ein Naturschutzgebiet mit einem großen See, auf dem man eine Bootsfahrt buchen und den atemberaubenden Sonnenuntergang sehen kann. Außerdem befindet sich etwas versteckt im Naturschutz-Reservoir ein Strandabschnitt “El Saler”, der wunderschön und weniger überlaufen ist als der Stadtstrand von Valencia selbst. Nach Albufera kommt man von Valencia ganz einfach mit einem Bus, der nur 30 Minuten dauert. Nach der Bootsfahrt oder dem Sonnen am abgelegenen Strandabschnitt kann man in das kleine, sehr authentische Dorf “El Palmar” fahren, um die originale valencianische Paella zu probieren.

Außerdem war in Valencia immer etwas los, da die SpanierInnen sehr viele Festivitäten und Traditionen haben. Ich konnte das sehr berühmte Frühlingsfest namens “Las Fallas”, das in Valencia jährlich im März stattfindet und zwei Wochen Ausnahmezustand bedeutet, miterleben. Auf allen Plätzen stehen Papmachéfiguren, die am Ende des Festes verbrannt werden. In jeder Nacht gibt es ein Feuerwerk zu bestaunen und auch während des Tages finden täglich um 14 Uhr auf dem Rathausplatz sogenannte “Mascletás”, Knallfeuerwerk, statt. Die Stadt ist in dieser Zeit sehr bunt und laut und zieht allein aufgrund dieses Spektakels viele internationale Besucher*innen nach Valencia.

Allgemeine Tipps/Good to know

Hier kommen für mich im Nachhinein wichtige Tipps: schaut euch die durchschnittlichen Temperaturen der Stadt, in die ihr geht, gut an. Packt euch auch warme Klamotten ein. Viele Erasmus-Leute und ich mussten uns am Anfang des Erasmus neu mit Winterklamotten ausstatten, da das Klima doch anders als zuvor erwartet war (Es regnete sehr viel und es war kalt zu Beginn). Außerdem kann ich empfehlen, vor dem Erasmus etwas Geld zu sparen, da ein Auslandsaufenthalt kostspieliger als erwartet ist.

Fazit

Alles in allem kann ich sagen, dass die Auslandserfahrung in Valencia für mich sehr bereichernd und gewinnbringend war. Ich bin sehr dankbar, diese Möglichkeit erhalten zu haben. Ich habe Erfahrungen fürs Leben gesammelt, die ich nicht gerne missen würde. Obwohl sich mein Studium durch meinen Auslandsaufenthalt verlängert, würde ich mich immer wieder so entscheiden und kann jedem nur ans Herz legen, ein Erasmus im Laufe des Studiums zu machen. Erasmus ist eine einmalige Gelegenheit, in eine andere Kultur einzutauchen und dabei viele verschiedene internationale Menschen kennenzulernen, die den eigenen Horizont erweitern. Ich vermisse Spanien und die dort erfahrene Lebensart. Ich freue mich sehr, eines Tages nach Valencia zurückzukehren.