Erfahrungsbericht Nantes (Frankreich)

Nantes, Wintersemester 2022/2023 (Bachelor)

Nantes hat mich insgesamt sehr positiv überrascht, die Stadt ist wirklich vielfältig, historisch und modern. Das Stadtzentrum bietet zahlreiche Geschäfte und hübsche kleine Straßen mit typisch französischen Brasserien, Crêperien und Cafés. Die Île (eine Flussinsel auf der Loire) hat eine ganz andere Atmosphäre mit modernen Bars und Clubs. Am Ufer der Erdre, ein kleiner Kanal, sitzt man direkt am Wasser und nach einer kurzen Bootsfahrt zur Überquerung der Loire erreicht man ein hübsches Fischerdorf.

Nach Nantes kommt man gut mit dem Zug, am angenehmsten ist die Verbindung über Strasbourg, von dort fährt ein direkter TGV nach Nantes in 5 Stunden. Es gibt auch einen Flughafen in Nantes, der liegt etwas außerhalb, ist aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen.

Ich habe mich direkt bei der Bewerbung für einen Wohnheimplatz beworben und bekam auch ein Angebot vom französischen Studierendenwerk (CROUS). Mit dem Wohnheim war ich äußerst zufrieden, fast alle Erasmusstudierenden wohnten dort (La Bourgeonnière). Die Zimmer sind sehr gut ausgestattet, sauber und modern. Jeder hat ein eigenes kleines Bad und einen Kühlschrank. Das Zimmer ist zwar klein, aber sehr intelligent und platzsparend eingerichtet, da man das Bett tagsüber nach oben schieben kann und sich darunter ein Tisch mit einer Sitzbank befindet. Es gibt einen großen Schreibtisch und viel Stauraum. Die Küche befindet sich auf dem Flur und wird mit vielen Leuten geteilt, dadurch war sie leider häufiger dreckig, obwohl mehrmals die Woche von einer Reinigungskraft sauber gemacht wird.

Mein Highlight im Wohnheim war der eigene Fitnessraum, außerdem gibt es Gemeinschaftsräume und eine Bibliothek/Arbeitsraum. Sehr gut funktionierendes Wlan stand auch zur Verfügung und eine Pforte, die 24h besetzt ist. Außerdem hat das Wohnheim einen größeren Garten, in dem man schön sitzen kann.

Etwas weniger gut hat mir die Lage gefallen, zum Unicampus ist es zwar nicht weit, um in die Innenstadt zu kommen ist man jedoch auf die Straßenbahn angewiesen und braucht ca. 25 min. Straßen- und Bushaltestelle sind dafür direkt neben dem Wohnheim. Ansonsten hat man gute Einkaufsmöglichkeiten direkt um die Ecke.

In der Umgebung von Nantes gibt es viele schöne Ziele, die sich als Tagesausflug anbieten. Kleine Küstenorte am Atlantik, die mit dem Zug innerhalb von 1h erreichbar sind und Städte wie Rennes und Angers. Ansonsten kann man auch gut Wochenendtrips nach Bordeaux, La Rochelle oder Brest machen. Während meines Aufenthalts gab es wenige von Erasmus organisierte Veranstaltungen, dafür bietet CROUS (das französische Studierendenwerk) sehr viele Aktivitäten und Ausflüge an und so gut wie alles kostenlos (für BewohnerInnen eines Wohnheims).

Von der Qualität der Lehre an der Uni war ich leider etwas enttäuscht, die Vorlesungen dauern jeweils 2 Stunden, oft gibt es keine Folien, sodass man auf Mitschriften angewiesen ist. Da alle Veranstaltungen auf Französisch sind, sollte das Sprachniveau ausreichend gut sein. Es gibt einen Sprachkurs (2x in der Woche abends), den man zusätzlich belegen kann.

Die Organisation und Betreuung der internationalen Studierenden war insgesamt gut, die Informationen kamen jedoch relativ spät vor Beginn des Semesters und die eigentlichen Kurswahlen finden erst vor Ort statt.

Der Unicampus hat mir besonders gut gefallen, alle Gebäude sind nah beieinander, das Gebäude der Psychologie ist sehr modern und es gibt viele Grünflächen und mehrere Cafetarien.

Ich kann ein Auslandssemester in Nantes wirklich sehr empfehlen, es ist eine tolle Region von Frankreich, die man sonst eher weniger als Reiseziel auf dem Schirm hat. Für mich persönlich war ein Semester hier ausreichend, wenn man sich aber besonders wohl fühlt, kann man auch noch spontan auf zwei Semester verlängern.