Erfahrungsbericht Lissabon

Lissabon, Wintersemester 2022/2023 (Master)

Ich war im Wintersemester 2022/2023 für insgesamt 5 Monate in Lissabon an der Universidade de Lisboa und habe dort Psychologie studiert.

Lissabon

Portugals Hauptstadt ist wirklich eine wundervolle Stadt für ein Erasmus. Ich habe es vor allem geliebt, die Vorzüge einer Großstadt ausnutzen zu können. In Lissabon gibt es ein großes Angebot an kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten, Kinos oder anderen Shows und trotz der Größe fühlt sich Lissabon trotzdem um einiges kleiner und vertrauter an als andere Großstädte. Ich fand vor allem die Nähe zum Fluss Tejo bzw. zum Meer einer der größten Vorteile der Stadt und obwohl ich nicht gerne surfe, hat es mich doch regelmäßig zum Strand verschlagen, einfach nur um etwas baden zu gehen und die Stimmung dort zu genießen. Ebenso bietet Lissabon ein paar tolle Bars und Clubs. Während es mich am Anfang noch oft in das für Touristen bekannteste Ausgehviertel Bairro Alto (und vor allem den Erasmus Corner dort) geführt hat, habe ich nach und nach viele weitere Clubs entdeckt. Hier empfiehlt sich auch das Viertel Santos, um gut tanzen zu gehen. Es lohnt sich außerdem natürlich die ganzen Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen. Hier empfehle ich für einen ersten Einstieg einfach ein paar kostenlose Stadtführungen der Erasmus-Organisationen ELL oder ESN mitzumachen.

Wohnungssuche

Meine größte Angst vor Beginn meines Erasmus war die Sorge, keine Wohnung zu finden. Ich war anfangs komplett naiv und dachte, dass ich vor Ort am besten nach einer Wohnung suchen kann, doch als ich dann ein paar Monate vor Beginn meines Erasmus in ein paar WhatsApp-Gruppen gelandet bin, in denen Panik wegen des Wohnungsmarkts in Lissabon ausbrach, war mir klar, dass eine Wohnungssuche vor Ort völlig utopisch ist. Ich habe dann angefangen auf den Seiten SpotAHome, idealista und UniPlaces nach Wohnungen zu schauen. Idealista ist die größte Website für Wohnungen in Portugal, dort gibt es aber auch einige Scams und ich habe dort insgesamt kaum Antworten auf meine Anfragen bekommen. SpotAHome und UniPlaces sind sicherer, da die Wohnungen von den Websites oft besichtigt werden und die Vermieter*innen das Geld erst bekommen, wenn wir eingezogen sind und bestätigen, dass alles wie in der Beschreibung ist. Hierfür fällt eine Servicegebühr an, mit den Rabattcodes von Erasmus Life Lisboa (ELL) bzw. Erasmus Student Network Lisboa (ESN) kann man da jedoch sparen. Obwohl ich erst im August nach Wohnungen geschaut habe und so gut wie alle guten schon vergeben waren, habe ich durch unglaublich viel Glück eine neue Wohnung auf UniPlaces wenige Sekunden nach Veröffentlichung entdeckt und diese auch bekommen. Es war ein Zimmer in einer 7er-WG mit 2 Bädern, einer großen Küche und einem Wohnzimmer für 400€ warm inkl. Internet, was definitiv zu den billigeren Wohnungen für Erasmus-Leute gehört. Die Wohnung war in Arroios, was perfekt zwischen dem Fluss bzw. der Altstadt und meiner Uni liegt, so dass ich beides in 10-20 min mit der Metro erreichen kann. Als Tipp kann ich nur sagen: sucht nach Wohnungen, die an Metro-Linien liegen, da diese viel verlässlicher als Busse sind und sucht nach Wohnungen, so früh es nur geht, damit ihr etwas Günstiges findet und nicht am Ende ohne Wohnung dasteht.

Studium

Ich habe insgesamt vier Kurse in Lissabon gewählt: ein Portugiesisch-Sprachkurs und drei Psychologiekurse. Den Sprachkurs an der Universidade de Lisboa kann ich nur eingeschränkt empfehlen. Zum einen ist er sehr viel Arbeit, da er an zwei Abenden die Woche stattfand mit Hausaufgaben, Präsentationen etc., zum anderen war die Gruppe sehr heterogen. Ich habe in Deutschland eigentlich schon mein A2 gehabt, jedoch war A2.2 der höchste Kurs, der angeboten wurde. Somit waren sowohl Studierende im Kurs, die auf A2 Level Portugiesisch sprechen, aber auch welche, die seit 3 Jahren dort leben und die Sprache fließend sprechen.

An Psychologiekursen hatte ich Psychology of Art, Psychology of Personal Relationships und Systemic, Community and Family Psychology. Diese Kurse fanden einmal wöchentlich für 4 Stunden statt und die Unterrichtssprache war auf Portugiesisch. Ich habe die Veranstaltungen eher als Unterricht empfunden, es waren meist 20-30 Studierende im Kurs, derdie Dozentin hat mit PowerPoint-Folien etwas erklärt und dann wurde viel diskutiert und es gab praktische Aufgaben, die man meist in der Gruppe bearbeiten musste. Die Leistungsnachweise waren ganz unterschiedlich: in einem Kurs eine Klausur und eine Gruppenhausarbeit, in einem anderen eine Gruppenhausarbeit mit Referat und in einem anderen die Durchführung einer Studie inkl. Schreiben eines Papers in der Gruppe + ein Essay + eine Klausur. Zum Glück können alle Leistungsnachweise auf Englisch erbracht werden inkl. der Klausuren. Nur die Hausarbeiten, die ich zusammen mit portugiesischen Studierenden verfasst habe, habe ich auf Portugiesisch geschrieben. Von den Kursen, die ich belegt habe, kann ich allen Psychology of Art wärmstens empfehlen: ein Prof, der für das Thema voll und ganz brennt, es superspannend rüberbringt und auch Ausflüge mit uns in Museen etc. gemacht hat.

Freizeit

Wie vorhin schon erwähnt, hat Lissabon unfassbar viel zu bieten, von Clubs, Filmfestivals, Konzerten, Theater bis hin zu Stand-Up-Comedy oder Drag Shows. Für den Anfang findet man am leichtesten Anschluss bei den beiden großen Erasmus-Organisationen ELL und ESN. Dort habe ich direkt am Anfang viele Freundinnen bei Events wie Kneipentouren, Stadtführungen, Museumsbesuchen, Partys, Krimi-Dinner oder Wanderungen kennengelernt. Ich persönlich kann vor allem ESN empfehlen, da sie mehr kostenlose Angebote haben als ELL und alle Leiterinnen das ausschließlich ehrenamtlich machen und wirklich Lust haben, mit uns Erasmus-Studis Spaß zu haben und uns eine tolle Zeit in ihrer Stadt zu ermöglichen. Neben der tollen Zeit in Lissabon habe ich die Wochenenden auch für Reisen benutzt, hier waren die Algarve und die Azoren meine großen Highlights.