Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Kopenhagen 4EU+, Wintersemester 2023/2024 (Bachelor)

Mein Auslandssemesteraufenthalt im Rahmen des ERASMUS-Programms im Wintersemester 2023/24 war eine unvergessliche Erfahrung und eine Möglichkeit des persönlichen Wachstums, die ich jeder und jedem ans Herz legen kann.

Die Universität Kopenhagen orientiert sich an den internationalen Semesterzeiten, weshalb das Semester schon Anfang September startet. Meine Kurse waren aber auch schon Ende Dezember vorüber, andere können sich noch bis Ende Januar strecken.

Vorbereitung und Organisatorisches

Wenn man sich rechtzeitig im Januar desselben Jahres für das Erasmusprogramm bewirbt, kommen die anderen organisatorischen Schritte nach und nach. Man sollte jedoch schon früher anfangen, die Unterlagen für die Bewerbung zusammenzusammeln, da beispielsweise Gutachten von Professor*innen frühzeitig angefragt werden sollten. Es empfiehlt sich auch, sich nach der Zusage selbst eine eigene zu Struktur machen, wann man welche Dinge erledigen will (z.B. eigene Wohnung / WG-Zimmer in Heidelberg untervermieten, sich um Wohnung und Reise nach Kopenhagen kümmern etc.).

Vor allem die Wohnungssuche für einen Wohnplatz in Kopenhagen erwies sich als etwas kompliziert. Ich wohnte im Endeffekt in einem Studentenwohnheim im Süden des Stadtzentrums und pendelte mit dem Fahrrad (ca. 30 Min.) zu meinem Campus. Generell war ich sehr zufrieden auch mit meinen Mitbewohnern, die man aber vorher nicht kennt. Den Platz im Wohnheim erhielt ich über die housingfoundation, die Links für Registrierung und Wohnheimsplatzvergabe an die internationalen Studierenden sendete (ein paar Monate vor Semesterbeginn). Dennoch war die Vergabe eher unfair, da der Link zu unterschiedlichen Uhrzeiten versendet wurde und ich so nur noch einen Wohnheimsplatz ab Mitte Juli bekam und so teilweise eine Doppelbelastung bezüglich der Miete hatte.

Generell ist das Leben in Kopenhagen vergleichsweise zum Leben in Heidelberg und Deutschland sehr teuer. Dies sollte man in seine Planung einbeziehen. Bargeld wird fast gar nicht verwendet, man kann überall mit EC oder Kreditkarte bezahlen.

Leben in Kopenhagen

Die kalte und dunkle Jahreszeit motivierte frühzeitige Kontaktaufnahme, und ich meldete mich an einer Tanzschule an und schloss mich einem Chor an, was großartige Möglichkeiten zur Freundschaftsbildung bot. Generell würde ich jedem empfehlen, sich um Hobbys oder Freizeitaktivitäten zu kümmern, da man sonst schnell einsam werden kann. Auch die Uni bietet Sportgruppen und andere Initiativen an, oder man sieht sich nach anderen Vereinen um. Es gibt viel in englischer Sprache und die meisten Personen habe ich als sehr offen und freundlich gegenüber mir als internationaler Studierender erachtet.

Ein paar praktische Tipps:

  • Museen haben an verschiedenen Tagen oder Wochen kostenlosen Eintritt (Kulturnacht, Youth-Woche), Informationen dazu gibt es auf den entsprechenden Websites
  • Das Studenterhuset ist ein guter Treffpunkt für (internationale) Studierende, hier finden Veranstaltungen statt, man kann aber auch einfach so vorbeikommen (vormittags zum Kaffee, und abends für Drinks)
  • Verschiedene Campi der Unviersität Kopenhagen bieten „Friday bars“ unter dem Semester an. Hier werden Drinks zu günstigeren Preisen verkauft und man kann andere Studierende kennenlernen.
  • Ich kaufte mir ein Second-Hand-Fahrrad und verkaufte es am Ende meines Aufenthaltes wieder, eine gute Alternative bietet aber auch der Anbieter „Swapfiets“, wo man sich Fahrräder zu preiswerten Monatstarifen ausleihen kann. Generell ist es auf jeden Fall zu empfehlen, sich mit dem Fahrrad in der Stadt zu bewegen. Es ist nicht nur weit verbreitet, sondern die Fahrradwege sind auch super ausgebaut und die Gegend ist relativ flach.
  • Ich habe eine CPR-Nummer beantragt (Personennummer). Mit der gelben Gesundheitskarte, die man daraufhin bekommt, kann man kostenlos zum Hausarzt gehen, der einem zugewiesen wird. (Die Beantragung erfolgt Online, man muss aber einen Termin vor Ort ausmachen)
  • In Kopenhagen gibt es viele Parks, die zum Entspannen einladen, oder auch Badestellen an den Kanälen (z.B. Islands Brygge). Außerdem kann man im Sommer bei Amager Strand baden, und das kleine, auch mit dem Fahrrad zu erreichende Dörfchen „Dragør“ ist ein schöner Fleck Natur
  • Wenn man keine teure Bootsfahrt machen möchte, kann man mit dem öffentlichen Fähren fahren, für die man ein einfaches ÖPNV-Ticket benötigt

Die Universität

Der Campus der Sozialwissenschaften erstreckt sich mitten im Herzen von Kopenhagen, und hier finden nicht nur die Psychologie-Kurse, sondern auch meine zusätzlichen Kurse in Soziologie und Wirtschaftswissenschaften statt. Trotzdem gibt es weitere Campi an verschiedenen Orten in der Stadt. Die Auswahl an englischsprachigen Kursen war zwar nicht übermäßig groß, doch meine abschließende Kurswahl erfüllte mich vollends mit Zufriedenheit. Bei jeglichen organisatorischen Fragen stand stets ein Ansprechpartner an der Universität zur Verfügung. Da ich ausschließlich Kurse in Englisch belegte, lernte ich vor allem internationale Studierende kennen und hatte weniger Kontakt zu dänischen Kommilitonen.

Die Atmosphäre zwischen DozentInnen und Studierenden war ausgesprochen entspannt und fast schon kollegial, was sich positiv auf das gesamte Lernumfeld auswirkte. In meinem Fall basierten sowohl das Kursformat als auch die Prüfungsleistungen größtenteils auf mündlichen Beiträgen, was anfangs eine Herausforderung darstellte, jedoch schnell als förderlich für den Lernprozess erwiesen wurde. Vergleichbar waren die Kurse mit umfangreicheren Seminaren, jeder meiner 4 Kurse ergab auch 7,5 ECTS. Dennoch empfand ich den Workload als eher etwas geringer als bei einer vergleichbaren ECTS-Anzahl in Heidelberg. Neben den Präsenzsitzungen gab es in jedem Kurs eine umfangreiche Literatur, die vor den Vorlesungen vorbereitet werden sollte.

Die Universität bietet zahlreiche Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement, wie beispielsweise an der Bar im Studenterhuset. Diese Angebote sind nicht nur eine Bereicherung für das soziale Leben, sondern bieten auch herausragende Gelegenheiten, Kontakte zu knüpfen.

Insgesamt kann ich mein Auslandssemester in Kopenhagen wärmstens empfehlen. Die Kombination aus dem lebendigen Stadtleben, der vielfältigen Kursauswahl und den zahlreichen Freizeitmöglichkeiten ermöglichte mir nicht nur akademisches, sondern auch persönliches Wachstum während dieser einzigartigen Erfahrung.