Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Louvain-la-Neuve, Sommersemester 2018 (Master)

Ein Auslandssemester ist immer eine bereichernde und gleichzeitig herausfordernde Erfahrung. Auch ich hatte das große Glück durch das ERASMUS Programm ein Semester meines Psychologie-Masterstudiums im Ausland verbringen zu dürfen. Hier ein kleiner, hoffentlich hilfreicher Einblick:

Motivation

Warum habe ich ein Semester an der Université catholique de Louvain verbracht? Mich reizte vor allem die Möglichkeit mich vertieft mit Interkulturalität und Diversität innerhalb der Psychologie beschäftigen zu können. Auch wollte ich mich der Herausforderung stellen auf einer anderen Sprache als Deutsch oder Englisch zu studieren, denn hier sind die meisten Kurse auf Französisch.

Vorbereitung

Die Bewerbung und die organisatorische Vorbereitung verlief zunächst reibungslos. Durch die kompetente Beratung von unserer Fachkoordinatorin Frau Ute Lorenz wurde ich während des Bewerbungsprozesses optimal begleitet und unterstützt. Zunächst plante ich im Wintersemester 17/18 nach Belgien zu gehen, doch da der Stundenplan für das ganze Jahr veröffentlicht wurde und die meisten Kurse zu (inter-)kultureller Psychologie auf das Sommersemester gelegt wurden, habe ich kurzfristig die Semesterzeiten tauschen können.

Unterkunft

Für das Semester habe ich mich entschieden im Studentenwohnheim in Louvain-la-Neuve zu wohnen. Die Zimmer kosten zwischen 280 und 350 Euro und man bewirbt sich frühst möglich online. Es gibt auch kleine Apartments, die etwas kostspieliger sind. In Louvain-la-Neuve ist alles zu Fuß erreichbar und die Wohngemeinschaften der Universität prinzipiell ideal. Ich bin in eine 10er WG gekommen und hatte leider nicht so viel Glück, da meine Mitbewohnerinnen wenig offen und recht unzuverlässig waren, was sich durch diverse Nachzahlungen und schmutzige Gemeinschaftsräume zeigte. Wer es gern sauber mag, ist vielleicht besser in einem privaten Zimmer aufgehoben. Schön war, dass fast alle Mitbewohnerinnen aus Belgien kamen und ich so mein Französisch auch im Alltag anwenden konnte. Für alle, die keinen Platz im Wohnheim gefunden haben, gab/gibt es eine Facebookgruppe, in der man gut nach Zimmern suchen kann. Ich empfehle keinesfalls in eine andere Stadt zu ziehen, wenn man am Studentenleben teilnehmen möchte. Wenn man ein Zimmer im Wohnheim bekommen hat, muss man am ersten Tag dort zu Geschäftszeiten erscheinen. Da es der gleiche Tag für alle Studierenden ist, empfehle ich gleich früh morgens dort zu sein um nicht stundenlang warten zu müssen. Falls man für eine Nacht eine Unterkunft braucht, kann man sich an „Kot Erasmus“ wenden. Beim ESN/ISN kann man günstig in den ersten Tagen Alltagsdinge erwerben, sonst ist HEMA zu empfehlen. Noch ein kleiner Hinweis: In den ersten Tagen muss man ein Übergabeprotokoll ausfüllen, da ist es ganz wichtig wirklich jede kleine Beanstandung einzutragen, damit man auch später seine Kaution zurückbekommt. Eine andere, aus meiner Sicht sehr coole Sache sind die KAP („kot-à-projets“). Das sind Wohngruppen, die gemeinsam eine Aufgabe verfolgen. Beispielsweise Umweltschutz oder Leben mit Behinderungen. Diese Gruppen organisieren Veranstaltungen, Ausflüge oder einfach gemeinsame Aktionen während des Semesters. Wer dort wohnen möchte, sollte sich frühzeitig direkt an die KAP wenden. Gerade auch das KAP Erasmus nimmt internationale Studierende auf.

Louvain-la-Neuve – dein neues Zuhause

| Louvain-la-Neuve, tu ne dors jamais la nuit - Edouard Priem

So kann man die Stadt gut beschreiben. Die Stadt wurde eigens für die Studierenden gegründet und daher leben dort auch hauptsächlich Studierende. Montags bis Donnerstags wird überall gefeiert, sehr viel getrunken, vor allem belgisches Bier. Hier möchte ich vorwarnen, dass man ab 19 Uhr überall auf der Straße Leute trifft, die das Bier auch wieder loswerden wollen. Eine « besondere » Erfahrung bietet das CASA. Lass dich überraschen und nimm dir Gummistiefel und alte Kleidungsstücke mit, falls du dich hinein traust. Am Wochenende fahren die meisten belgischen Studierenden nach Hause, da alle Orte in Belgien in weniger als vier Stunden erreichbar sind. Am Wochenende wirkt die Stadt also ziemlich verlassen und es empfiehlt sich die Gelegenheit zu nutzen und Belgien besser kennenzulernen. Besonders schöne Orte sind Gent, Brügge und Dinant.

Université catholique de Louvain

Die Auftaktveranstaltungen der Uni waren gut organisiert. Bereits vor Ankunft hatten wir die Möglichkeit uns für ein Sprachtandem anzumelden. Und auch vor Ort wurden wir direkt von Willkommen geheißen. Gleich am ersten Tag gab es für internationale Studierende eine kleine Messe, um wichtige Organisationen kennenzulernen. Je nach Fakultät gab es dann noch eine weitere Einführungsveranstaltung, wo ich andere Studierende aus der Psychologie kennengelernt habe und vor allem Formalitäten zu Veranstaltungen und Klausuren geklärt wurden. Die Kurswahl lief ebenfalls bereits vor Ankunft, man konnte aber in den ersten 10 Tagen noch Kursänderungen problemlos anmelden. Die meisten Veranstaltungen waren Vorlesungen mit verhältnismäßig vielen Studierenden (ca. 80). Dennoch wurde viel diskutiert und in einigen Kursen auch Gruppenarbeiten durchgeführt.

Das waren gute Gelegenheiten, um Kontakte mit belgischen Studierenden zu knüpfen. Die Prüfungsleistungen waren ganz unterschiedlich. Bei mir setzten sie sich zusammen aus Referaten, Klausuren in MC-Format und offene Fragen, dem Erstellen eines Blogs sowie einer Hausarbeit. Prinzipiell würde ich auf jeden Fall einen Sprachkurs empfehlen, da ich aber vier von fünf Kursen auf Französisch hatte, war es mir zeitlich zu viel, da Sprachkurse immer verpflichtend zweimal wöchentlich stattfanden. Ein kleiner Hinweis, es lohnt sich wöchentlich zu überprüfen, ob die Kurse im gleichen Raum stattfinden, es gibt öfter spontane Wechsel. Um Räume zu suchen, hat mir die App LLN Campus geholfen. An sich ist die App überholt, aber die Räume lassen sich dort einfach finden. Das Niveau der Kurse ist anspruchsvoll, aber gut machbar. Mir haben die Kurse von Professor Vincent Yzerbyt und Pierre Maurage besonders gut gefallen.

Für mich war dieses Auslandssemester eine großartige Erfahrung, bei der ich viele wunderbare Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen durfte, mein Französisch verbessert habe, meine Interessensschwerpunkte der interkulturellen Psychologie vertiefen konnte und auch persönlich gewachsen bin. Vielen Dank für diese Möglichkeit. Allgemein würde ich ein Auslandssemester an der UCL in Louvain-la-Neuve vor allem für den Bachelor empfehlen.