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Laudatio zum Franz E. Weinert-Gedächtnispreis 2003

« Zurück zum Jahrgang Diplom 2003 Über den Franz E. Weinert-Gedächtnispreis
Von Babette Renneberg Lesezeit: 5 Minuten

Liebe Diplomandinnen und Diplomanden, liebe Eltern und Angehörige, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich freue mich sehr, dass ich im Namen des Auswahlkomitees, dem Frau Professor Sabina Pauen, Herr Professor Joachim Funke und ich angehörten, zum zweiten Mal den „Franz-Emanuel-Weinert-Gedächtnispreis“ für herausragende Diplomarbeiten vergeben darf.

Professor Dr. Franz E. Weinert hatte von 1968-1981 den Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie hier in HD inne; er war danach Gründungsmitglied und Direktor des MPI für psychologische Forschung in München. Herr Weinert galt als herausragender Forscher und akademischer Lehrer auf den Gebieten der Pädagogischen Psychologie und der Entwicklungspsychologie. Mit seinen empirischen und experimentellen Arbeiten hat er maßgeblich zum Fortschritt auf diesem Gebiet der Psychologie beigetragen. 2001 ist Professor Weinert verstorben. Der Preis für herausragende Diplomarbeiten ist seinem Andenken gewidmet.

Dieses Jahr wurden insgesamt 10 Arbeiten für den Preis vorgeschlagen. Alle diese Arbeiten waren sehr gut! Wie wir alle wissen, haben es Auswahlkommissionen nie leicht, wenn sie aus einer Fülle von sehr guten Arbeiten die besten ermitteln sollen. So war es auch bei uns. Allerdings fiel es nach einer Vorauswahl besonders schwer, aus den folgenden fünf Arbeiten die Preisträger zu ermitteln. Das waren die Arbeiten von Malte Friese und Matthias Blümke, Ilona Dutzi, Nicole Holzapfel, Julia Ofer sowie Elke Schallies.

Alle diese Arbeiten sind nicht nur sehr gut, sie sind herausragend! Die Autoren und Autorinnen verstehen es in besonderer Weise wissenschaftlich zu denken, präzise Hypothesen zu formulieren und diese in geschickten Versuchsplänen zu überprüfen sowie Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen zu ziehen. Die Ergebnisse auch kritisch zu hinterfragen und in ihrer Relevanz einzuschätzen.

Jede der 5 Arbeiten hätte einen Preis verdient.

Wir wollten aber keine Inflation der Gewinner, von daher haben wir den schweren Schritt getan und sind bei der Entscheidung - wie auch im Vorjahr - so vorgegangen, dass wir eine Arbeit für die grundlagenwissenschaftliche Forschung prämiert haben und eine Arbeit für die anwendungsorientierte Forschung.

Meine Damen und Herren der diesjährige Weinert-Preis für die herausragende Arbeit im Bereich der Grundlagenforschung geht an

 

Ilona Dutzi

Titel der Arbeit: Spontaneous Integration of Action Effects; Übersetzung: “Spontane Integration von Handlungseffekten”, Betreuung: Prof. Hommel, Leiden (NL) & Prof. Funke, PI Heidelberg

Frau Dutzi, Sie haben sich in ihrer Diplomarbeit mit der Frage beschäftigt, ob bzw. nach welchen Kriterien Menschen ihre Handlungen mit deren Folgen verknüpfen. Sie haben vor dem Hintergrund aktueller Theorien eine feine und wohldurchdachte Versuchsreihe durchgeführt, mit einem sauberen experimentellen Design, das klare Antworten auf präzise Fragen erlaubt. Dies ist experimentelle Forschung wie man sich wünscht!

Darüber hinaus möchten wir - als Anleitende solcher Arbeiten - Ihnen danken, da sie mit ihrer Arbeit ein Beispiel für die kommenden Generationen von Diplomarbeiten abgeliefert haben. Wenn man wissen möchte, wie man es machen soll, wird sicher oft der Satz fallen: „schauen Sie doch bei der Arbeit von Frau Dutzi nach!“

Darüber hinaus gibt es aus meiner Sicht zwei Besonderheiten an ihrer Arbeit: 1. sie ist in englischer Sprache abgefasst. Englisch ist die internationale Wissenschaftssprache in der Psychologie, ich halte es für lobenswert Diplomarbeiten in englischer Sprache zu schreiben.

Zweitens, und das ist eine persönliche Anmerkung meinerseits: Wie ich ihrem Vorwort entnehmen durfte, sind Sie während des Abfassens der Diplomarbeit auch Mutter geworden. Aus diesem zeitgleichen Auftreten von zwei Ereignissen könnte man nun schlussfolgern, dass herausragende wissenschaftliche Leistungen nicht vor Mutterschaft schützen, ich sehe es eher anders herum: Mutterschaft schützt nicht vor herausragenden wissenschaftlichen Leistungen!

Frau Dutzi, ich möchte Ihnen im Namen des Komitees ganz herzlich zum Weinert Preis gratulieren: herzlichen Glückwunsch und großes Lob!

Der diesjährige Weinert-Preis für herausragende Arbeit in der anwendungsorientierten Forschung geht an

 

Julia Ofer

Titel der Arbeit: Kovariationsbias bei sozialer Phobie, Betreuung: Dr. Herrmann, Prof. Flor, ZI Mannheim & Prof. Fydrich, PI Heidelberg

Liebe Frau Ofer, liebe Julia, in Ihrer Arbeit geht es um die Illusion von Zusammenhängen bei Menschen, die extrem ausgeprägte soziale Ängste haben. Diese Menschen neigen dazu, an sich neutrale soziale Situationen und Reize mit negativen Konsequenzen zu verbinden.

Julia, Sie haben eine anspruchsvolle und sehr sorgfältig durchgeführte und verfasste Arbeit im Forschungsbereich „Klinische Psychologie und Psychotherapie“ vorgelegt. Die Diplomarbeit kann sowohl theoretisch als auch methodisch als „exemplarisch“ bezeichnet werden und ist „eine der allerbesten Arbeiten“, die ihre Anleitenden bisher betreut haben bisher.

Mit ihrer Arbeit liefern sie einen wichtigen Beitrag zum Störungswissen der sozialen Phobie. Die letzten Jahre haben gezeigt, das fundiertes Störungswissen zu effektiveren Interventionen und Behandlungsergebnissen führt. Aus psychotherapeutischer Sicht: Herzlichen Dank für diesen Beitrag!

Und auch Ihnen Julia, großes Lob und herzlichen Glückwunsch zum Weinert-Preis!